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Wandel durch Handel - wer verwandelt wen?

von Heidi — Letzte Änderung 14.08.2011 22:32
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Manche glauben, die Geschichte muss sich wiederholen, aber sie kann auch anders...

Durch intensive Handelsbeziehungen soll die Volksrepublik China zu einer Demokratisierung veranlasst werden. Das sieht jedenfalls unsere Frau Bundeskanzlerin so: Wenn die Regierung in Beijing unser mustergültiges Staatswesen erst einmal genauer kennenlernt, dann wird sie es sicherlich kopieren wollen. Sonst könnte es ja passieren, dass China zusammenbricht wie einst der ganze Ostblock einschließlich der mächtigen Sowjetunion.

Schauen wir uns das mal genauer an. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Vorhersage eintrifft? Nun, damals in den späten 80er Jahren war die Sowjetunion wirtschaftlich und technologisch am Ende, und auch ihre Satellitenstaaten waren nicht besser dran. Eine Öffnung zum erfolgreichen Westen hin (wirtschaftlich und politisch) schien da die beste Überlebensstrategie.

Aber heute? Wer pfeift hier auf dem letzten Loch und wer hat Devisenreserven ohne Ende? Wo wächst die Wirtschaft wie verrückt, wo liegt sie darnieder? Warum sollte man denn ein System, dass läuft wie geschmiert (Witz komm raus...) eintauschen gegen eins, das offensichtlich komplett versagt hat? Im "goldenen Westen" gibt es Aufstände und Anschläge, Unzufriedenheit und Wut, wo man hinschaut, da sieht doch China wirklich besser aus - oder nicht?

Nun wollen wir mal kurz checken, wie es um die Achtung der freiheitlich-demokratischen Grundwerte bei uns aussieht. Man kann ja so ein System nur exportieren, wenn man selber davon überzeugt ist und leidenschaftlich dafür eintritt. Das leuchtet doch ein, oder? Hm... wie war das nochmal mit den Panzern für Saudi-Arabien? Und mit den Patrouillen-Booten für , für, äh, wo war das nochmal? Irgendwo in Afrika, ach was soll's, Hauptsache es sichert Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir immer so kleinlich wären bei unseren Exporten.

Vielleicht liefern wir eines Tages auch Panzer nach China, falls mal wieder jemand Fisimatenten machen sollte auf dem Platz des Himmlischen Friedens.

Und was nun die Top-Manager in den großen deutschen Konzernen angeht, die schwärmen ja in einer Tour von den Chancen, die uns der chinesische Markt bietet. Ein Wachstumsmarkt, an dem man nicht vorbeikommt. Ein riesiger Kuchen, von dem wir Deutschen uns ein möglichst großes Stück abschneiden sollten. Ja, das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" liegt schon längst nicht mehr im Westen, sondern im Osten! Da darf man sich nicht unbeliebt machen, sonst holt sich jemand anders das Kuchenstück.

Nun gucken wir mal, wie es mit dem kulturellen Austausch aussieht. Studenten und Berufstätige sollen nach China gehen, um ihren Horizont zu erweitern und die geschäftliche Zusammenarbeit zu fördern. Dafür erhalten sie selbstverständlich ein vorbereitendes interkulturelles Training, das sie mit den Besonderheiten der chinesischen Kultur vertraut macht. Das wird in diesem Artikel gut beschrieben:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,779070,00.html

Klar, man muss sich anpassen und Rücksicht nehmen auf die "Konsenskultur"! Unpolitisch tun, das ist die Zauberformel für den Erfolg. Man kann es weltoffen, tolerant, sensibel und empathisch nennen. Mir liegt da eher das Wort "Mitläufer" auf der Zunge. Für die Karriere ist so eine Haltung mit Sicherheit ideal. Wer schon als Student eindeutig unter Beweis stellt, dass er garantiert niemanden mit dem gefährlichen Demokratie-Bazillus infiziert, der ist später als Leiter einer Niederlassung einer deutschen Firma herzlich willkommen.

Um nochmal auf die Frage in der Überschrift zurückzukommen: Die ist ja nun eindeutig beantwortet!

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