Gute Partnerschaft
Gar nicht so einfach, wenn man einerseits wirtschaftlich und technologisch offen und aufgeschlossen sein will, aber auf keinen Fall eine politische Öffnung riskieren will. Da muss man seine Partner schon mit Bedacht auswählen.
Warum legt nun die chinesische Führung so großen Wert auf intensive Zusammenarbeit mit deutschen Firmen? Klar, die Antwort kennt doch jedes Kind: Weil Deutschland über eine solide Wirtschaft verfügt und weil deutsche Fachkräfte erstklassig sind - bestens ausgebildet, hoch innovativ, motiviert und leistungsfähig. Solche Leute muss man mit an Bord holen, wenn es aufwärts gehen soll. Und dazu sind unsere Leute auch noch tolerant, aufgeschlossen, ohne Vorurteile und stets bereit, zu lernen und sich anzupassen.
Aber ich habe mir da ein paar ganz eigene Gedanken gemacht. Ich stelle mir vor, ich bin ein chinesischer Parteikader auf der Suche nach Partnern in Europa, die unsere einheimische Wirtschaft voranbringen, aber auf gar keinen Fall irgendwelche schädlichen Ideen ins Land tragen sollen. Also technisch versierte Fachkräfte, die auf ihrem Gebiet Spitzenleistungen vollbringen, aber nicht kritisch denken, sondern einfach brav alles so akzeptieren, wie es ist.
Da würde ich mir mal einen kurzen, oberflächlichen Überblick über die europäische Geschichte im 20. Jahrhundert verschaffen und dabei über eine Epoche stolpern, in der Deutschland von einem größenwahnsinnigen Tyrannen regiert wurde, der nur durch ein massives Militäraufgebot unter hohen Verlusten gestoppt werden konnte. Die Deutschen selbst machten erstaunlich brav alles mit. Es gab eigentlich wenig Widerstand im Inneren, und wer tatsächlich aufmuckte, wurde ruck-zuck kaltgestellt. Die große Mehrheit der Deutschen tat einfach, was nötig war, um für sich selbst und die eigene Familie zu sorgen. Sie traten in die Partei ein, weil es eben so üblich war und außerdem war es gut für die Karriere. Sicher war einigen (oder sogar vielen) das, was der "Führer" trieb, nicht so ganz geheuer, aber sie arrangierten sich irgendwie und kamen zurecht.
Ich folgere daraus, dass dieser Dings, dieser Hitler letztlich an seinen kühnen Eroberungsplänen scheiterte. Er hatte sich zuviel auf einmal vorgenommen und seine Armee war dem Feind nicht gewachsen. Aber wenn er diesen Krieg, den er nicht gewinnen konnte, nicht angezettelt hätte, dann wäre seine Partei heute noch an der Macht und international anerkannt.
Nach dem verlorenen Krieg wurde ein Teil Deutschlands sozialistisch, bekam also ein vernünftiges Regierungssystem, nur eben leider wirtschaftlich total daneben. Der andere Teil wurde von den Westmächten in eine Demokratie umgeformt, egal ob die Leute das wollten oder nicht. Naja, was blieb ihnen anderes übrig, als das Theater mitzumachen, denn nur so kamen sie in den Genuss üppiger Aufbauhilfen aus den USA. Kann man irgendwie verstehen, die Wirtschaft ist schließlich das Wichtigste, alles andere ist nebensächlich.
OK, irgendwas war da in Deutschland 1989, irgendwelche Demonstrationen auf einem öffentlichen Platz, genau in dem Jahr als bei uns auch so was war, in Beijing, auf dem Platz des Himmlischen Friedens, aber darüber spricht man nicht, das gehört sich nicht. Also lassen wir auch die Vorgänge in Deutschland 1989 außen vor.
Fazit: Mit den Deutschen kann eigentlich gar nichts schiefgehen, die sind ideale Partner für technologische Innovationen ohne Gefahr für die Stabilität unseres bewährten Regierungssystems. Und siehe da, es funktioniert. Die Deutschen bemühen sich eifrig, unsere Regeln, also die Regeln einer Diktatur, zu befolgen. Sie akzeptieren ohne zu murren, dass demokratische Propaganda bei uns unerwünscht ist. Und irgendwann werden sie bestimmt auch für ihre eigene Heimat so ein stabiles politisches System mit langfristigen Perspektiven haben wollen!