INNSE: Der Arbeiterwiderstand geht weiter
500 Carabinieri, um 49 ArbeiterInnen zu bekämpfen, die ihre Arbeit und ihre Würde verteidigen – so weit hat es das moderne Italien gebracht, das sich seit 1945 - nach dem Ende des Faschismus - als Republik versteht, die auf der Arbeit aufgebaut ist! Und die Politiker schwatzen weiter... Genau vier Tage vor dem „Militärputsch“ gegen die INNSE hat das Regionalparlament einstimmig eine Entschliessung angenommen, welche die Region Lombardei verpflichtet, sich für die Erhaltung der Produktion bei INNSE einzusetzen, um so der Gefahr einer gewaltsamen Demontage der Maschinen vorzubeugen. Offensichtlich sind es nicht die Parlamentarier, die befehlen, sondern das Gesetz des Unternehmers, der Profit machen will, und dieses wird durchgesetzt, notfalls mit dem Schlagstock der Bullen. Was sich seit drei Tagen bei INNSE abspielt, ist eine vorzügliche Lektion in bürgerlicher Demokratie: Es ist mit dem entschlossenen Kampf, mit dem die ArbeiterInnen ihre Interessen verteidigen und dabei auch wieder lernen müssen, wie dem Schlagstock zu begegnen ist. Es ist nur eine Frage der Anzahl, um in der Lage zu sein, den Schergen der Unternehmer entschlossen entgegenzutreten!
Gestern hat eine Delegation von INNSE-ArbeiterInnen und Gewerkschaftsvertretern den ganzen Tag gewartet, um von Formigoni, dem Präsidenten der Region Lombardei, empfangen zu werden. Sie haben umsonst gewartet, Formigoni hat sie nicht empfangen. Die Politik schweigt, es spricht nur noch der Schlagstock... Nachdem der Präfekt von Mailand sich geweigert hat, die Demontagearbeiten unterbrechen zu lassen, geht der Protest vor den Werkstoren weiter. Heute Morgen ist es vier INNSE-Arbeitern und einem Delegierten der Metallarbeitergewerkschaft FIOM gelungen, das Regiment von Ordnungshütern, das rings um die Fabrik aufgestellt ist, zu täuschen. Sie sind in die Fabrik heinein gelangt und auf einen Kran geklettert, einige drohen damit, sich hintunterzustürzen. Das ist die Verzweiflungstat von Familienvätern, die nichts anderes fordern, als dass sie weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können und dass die Maschinen nicht demontiert werden! Daraufhin hat ihnen der Präfekt angeboten, die Demontagearbeiten „für zwei Tage zu unterbrechen“. Wie könnten sie weiterhin dem Wort eines Politikers vertrauen? Inzwischen ist in der Halle der INNSE ein erstes Ziel erreicht: die Handlanger des Fabrikbesitzers Genta, die mit dem Abbruch der Maschinen beschäftigt sind, haben das Weite gesucht, weil nach der Ankunft der vier INNSE-Arbeiter ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei.
Der Kampf bei INNSE ist ein Beispiel für alle ArbeiterInnen, die von Entlassung und Betriebsschliessung bedroht sind. Ein Beispiel, dem die Arbeiter der Ercole Marelli in Sesto San Giovanni gefolgt sind: Statt in den Urlaub zu fahren, haben sie die Fabrik besetzt. « Tag und Nacht hier drinnen zu bleiben, das ist die einzige Waffe, die uns geblieben ist », sagen sie. Denn Aufträge und Kunden sind vorhanden, aber die Stromversorgung ist bereits unterbrochen worden, weil man sie hinauswerfen will, wie die ArbeiterInnen der INNSE. Während der Unternehmerstaat ein ganzes Heer von Polizeikräften im Einsatz hat, um die INNSE-ArbeiterInnen niederzuschlagen, entsteht ganz in der Nähe eine zweite „INNSE“! Wieviele Carabiniere werden nötig sein, wenn es zwei, drei, viele INNSE geben wird?
Einige aktuelle Videos zum Kampf bei INNSE:
http://www.youtube.com/watch?v=mbVgyO6a8bc
http://tv.repubblica.it/copertina/milano-tensione-alla-innse/35671?video