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INNSE: Der Arbeiterwiderstand geht weiter

erstellt von swiss zuletzt verändert: 05.08.2009 07:07
Mailand, 4. August 2009. Dritter Tag der Militarisierung der Industriezone von Rubattino. Ein Heer von 500 Carabinieri und Polizisten hält die INNSE umzingelt, um dem Unternehmer Genta zu erlauben, die Maschinen zu demontieren und eine historische Fabrik auszuräumen, die er vor drei Jahren zum Preis einer Eigentumswohnung, für 700'000 Euro gekauft hat, und zwar mit der Auflage, die Produktion in Schwung zu bringen. Eine Verpflichtung, die er nie eingehalten und stattdessen am 31. Mai 2008 alle 50 ArbeiterInnen der INNSE entlassen hat. Diese jedoch haben sich aufgelehnt und die Produktion in Selbstverwaltung weitergeführt, bis am 17. September 2008 die Polizei sie von der Arbeit weg aus der Fabrik geholt und diese versiegelt hat. Seit jenem Tag halten die ArbeiterInnen der INNSE die Werkstore besetzt und verhindern so die Demontage ihrer Fabrik.
INNSE: Der Arbeiterwiderstand geht weiter

Hände weg von der INNSE!

500 Carabinieri, um 49 ArbeiterInnen zu bekämpfen, die ihre Arbeit und ihre Würde verteidigen – so weit hat es das moderne Italien gebracht, das sich seit 1945 - nach dem Ende des Faschismus - als Republik versteht, die auf der Arbeit aufgebaut ist! Und die Politiker schwatzen weiter... Genau vier Tage vor dem „Militärputsch“ gegen die INNSE hat das Regionalparlament einstimmig eine Entschliessung angenommen, welche die Region Lombardei verpflichtet, sich für die Erhaltung der Produktion bei INNSE einzusetzen, um so der Gefahr einer gewaltsamen Demontage der Maschinen vorzubeugen. Offensichtlich sind es nicht die Parlamentarier, die befehlen, sondern das Gesetz des Unternehmers, der Profit machen will, und dieses wird durchgesetzt, notfalls mit dem Schlagstock der Bullen. Was sich seit drei Tagen bei INNSE abspielt, ist eine vorzügliche Lektion in bürgerlicher Demokratie: Es ist mit dem entschlossenen Kampf, mit dem die ArbeiterInnen ihre Interessen verteidigen und dabei auch wieder lernen müssen, wie dem Schlagstock zu begegnen ist. Es ist nur eine Frage der Anzahl, um in der Lage zu sein, den Schergen der Unternehmer entschlossen entgegenzutreten!

Gestern hat eine Delegation von INNSE-ArbeiterInnen und Gewerkschaftsvertretern den ganzen Tag gewartet, um von Formigoni, dem Präsidenten der Region Lombardei, empfangen zu werden. Sie haben umsonst gewartet, Formigoni hat sie nicht empfangen. Die Politik schweigt, es spricht nur noch der Schlagstock... Nachdem der Präfekt von Mailand sich geweigert hat, die Demontagearbeiten unterbrechen zu lassen, geht der Protest vor den Werkstoren weiter. Heute Morgen ist es vier INNSE-Arbeitern und einem Delegierten der Metallarbeitergewerkschaft FIOM gelungen, das Regiment von Ordnungshütern, das rings um die Fabrik aufgestellt ist, zu täuschen. Sie sind in die Fabrik heinein gelangt und auf einen Kran geklettert, einige drohen damit, sich hintunterzustürzen. Das ist die Verzweiflungstat von Familienvätern, die nichts anderes fordern, als dass sie weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können und dass die Maschinen nicht demontiert werden! Daraufhin hat ihnen der Präfekt angeboten, die Demontagearbeiten „für zwei Tage zu unterbrechen“. Wie könnten sie weiterhin dem Wort eines Politikers vertrauen? Inzwischen ist in der Halle der INNSE ein erstes Ziel erreicht: die Handlanger des Fabrikbesitzers Genta, die mit dem Abbruch der Maschinen beschäftigt sind, haben das Weite gesucht, weil nach der Ankunft der vier INNSE-Arbeiter ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei.

Der Kampf bei INNSE ist ein Beispiel für alle ArbeiterInnen, die von Entlassung und Betriebsschliessung bedroht sind. Ein Beispiel, dem die Arbeiter der Ercole Marelli in Sesto San Giovanni gefolgt sind: Statt in den Urlaub zu fahren, haben sie die Fabrik besetzt. « Tag und Nacht hier drinnen zu bleiben, das ist die einzige Waffe, die uns geblieben ist », sagen sie. Denn Aufträge und Kunden sind vorhanden, aber die Stromversorgung ist bereits unterbrochen worden, weil man sie hinauswerfen will, wie die ArbeiterInnen der INNSE. Während der Unternehmerstaat ein ganzes Heer von Polizeikräften im Einsatz hat, um die INNSE-ArbeiterInnen niederzuschlagen, entsteht ganz in der Nähe eine zweite „INNSE“! Wieviele Carabiniere werden nötig sein, wenn es zwei, drei, viele INNSE geben wird?

Einige aktuelle Videos zum Kampf bei INNSE:

http://www.youtube.com/watch?v=mbVgyO6a8bc

 http://tv.repubblica.it/copertina/milano-tensione-alla-innse/35671?video

http://video.corriere.it/?vxSiteId=404a0ad6-6216-4e10-abfe-f4f6959487fd&vxChannel=Dall%20Italia&vxClipId=2524_20dbc738-8120-11de-87b4-00144f02aabc&vxBitrate=300

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