Solidarität mit den BZV-Betroffenen
Brief des Betriebsrates der Nordsee-Zeitung GmbH vom 10.02.2005 an die Geschäftsführung Braunschweiger Zeitungsverlag - Herrn Lesemann - , Betreff: Betriebsbedingte Kündigungen im BZV
"Sehr geehrter Herr Lesemann! Es ist sicher ungewöhnlich, dass ein Betriebsrat eines anderen Zeitungsverlags an die Geschäftsführung des Braunschweiger Zeitungsverlags schreibt.
Relativ ungewöhnlich in der Verlagsbranche ist allerdings auch, wie die Braunschweiger Zeitung versucht, ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen - auf dem Rücken von sehr fleißigen Mitarbeitern. Mitarbeiter, die - wie in anderen Verlagen und auch bei uns - über viele Jahre und viele Jahrzehnte hinweg ihr ganzes Engagement und ihre Kraft in den Aufbau und die Weiterentwicklung ihres Zeitungsverlages gesteckt haben. Die Tag für Tag oder Abend für Abend da waren, die kamen, wenn sie gebraucht wurden, die ihren Urlaub verschoben, wenn "Not am Mann" war.
Sie begründen die Kündigungen mit der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung in der Verlagsbranche seit einigen Jahren. Mit der Begründung haben Sie recht, ja, es ist richtig, dass es seit Herbst 2000 einen heftigen Einbruch bei den Anzeigenumsätzen, aber auch im Abobereich gegeben hat.
Offenbar hat es die Braunschweiger Zeitung aber versäumt - rechtzeitig zu reagieren und sich unter Offenlegung der Situation ernsthaft und vertrauensvoll mit ihrer Arbeitnehmervertretung zusammenzusetzen, um gemeinsam zu versuchen, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.
Es geht, auch in unserem Hause hat das Jahr 2000 eine Kehrtwende bedeutet, etliche Umsatzeinbußen ließen Schlimmes vermuten. Es ist aber unter großer Kraftanstrengung gelungen, deutliche Einsparungen, insbesondere im Personalkostenbereich, zu vereinbaren, fast ohne dass ein einziger Mitarbeiter gegen seinen Willen gehen musste.
Es wäre auch schlimm gewesen, Bremerhaven hat inzwischen eine Arbeitslosenquote von 26,7%!!!
Wir haben in den letzten Jahren die Mitglieder Ihres Betriebsrates kennengelernt, wir sind fest davon überzeugt, dass er sich ernsthaften, offenen Gesprächen nicht entzogen hätte.
Verstehen Sie unseren Brief als eine Anklage gegen unsoziales Verhalten, dennoch appellieren wir an Sie und Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren Mitarbeitern.
**Nehmen Sie die Kündigungen zurück und suchen Sie im Hause zusammen mit allen Mitarbeitern nach anderen Lösungen. Es sind fast immer andere Lösungen möglich. Die gekündigten Mitarbeiter haben es nicht verdient, in dieser Weise ihrer wirtschaftlichen Existenz beraubt zu werden, für diese Kollegen ist eine Welt zusammen gebrochen. Nie hätten sie sich gedacht, dass ihre Zeitung so mit ihnen umgeht.**
*Sehr geehrter Herr Lesemann, machen Sie noch mal einen Vorstoß, um einen Neuanfang in dieser Angelegenheit zu machen. Sie wenden damit nicht nur Schaden von den Mitarbeitern ab, sondern auch vom Unternehmen.*
Der Betriebsrat der Nordsee-Zeitung"