Sie sind hier: Startseite Projekte Archiv BZV Chronik - die alten Beiträge Stern-Bericht über "Kollege Angst"

Stern-Bericht über "Kollege Angst"

by Wolfram Polar posted on 05.04.2005 11:55 last modified 30.07.2006 08:13 —

Neuer lesenswerter Artikel im der Papierausgabe des Stern Nr. 14 vom 31.03.2005,

**Überschrift: " Kollege Angst".**

Der Stern berichtet erneut über die Vorgehensweise vieler deutscher Unternehmen, die durch die Gier nach immer größeren Renditen zu immer rigideren Maßnahmen greifen. Zielscheibe und Betroffene der Maßnahmen sind dabei stets die Beschäftigten der Unternehmen.

Ein Zitat: "Noch nie war die Position der Beschäftigten so schwach. Die Unternehmen machen Druck. Bei vielen Mittelständlern, bei manchen Konzernen steckt dahinter der Kampf ums wirtschaftliche Überleben, manchmal aber auch die Gier nach mehr Rendite.

Ob bei Opel oder Karstadt, Miele oder Siemens - die Unternehmen stellen ihre Mitarbeiter vor die Wahl: weniger Lohn, weniger Urlaub, mehr Arbeit - oder sie können gehen." (Anzumerken ist hier, dass der Stern noch davon ausgeht, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Wahl haben - beim BZV wurden die oben genannten Alternativen gar nicht zur Wahl gestellt und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mussten gleich "gehen".)

Der Stern berichtet vom Trend, Unternehmen ins billigere Ausland zu verlagern, und vom Einsatz von billigeren Leiharbeitnehmern in deutschen Unternehmen. Er berichtet vom sprunghaften Anstieg von befristeten Stellen und von der Ausgliederung (Outscourcing) ganzer Firmenteile.

Der Stern berichtet auch von Versuchen, Schwangeren oder Müttern im Erziehungsurlaub zu kündigen. All diese Maßnahmen sind ebenfalls aus dem Braunschweiger Zeitungsverlag bekannt. (Stellt sich hier keiner der Verantwortlichen die Frage, wer denn letztendlich noch bereit und in der Lage ist, Geld auszugeben für Dinge, die nicht zwingend lebensnotwendig sind - also beispielsweise für eine Zeitung, deren Qualität aufgrund der oben genannten Entwicklung in allen Bereichen immer schlechter wird?)

In dem Stern-Bericht werden dann aber auch Münchner Siemens-Mitarbeiter, die von der Entlassung bedroht sind oder gekündigt wurden, genannt.

Es wird von ihrem Zusammenschluss zum Netzwerk NCI berichtet. Und ein Opel-Mitarbeiter wird zitiert: Die Diskussion um Werkschließungen bei Opel haben ihn aus der heilen Wielt gerissen. Er habe viele gestandene Männer weinen sehen in den vergangenen Monaten, er habe Solidarität erlebt, aber auch Duckmäuser- und Mitläufertum.

Vor der Krise wollte er sein Leben genießen. Jetzt will er es verstehen und selbst bestimmen. Er will "sich wehren".

Dies sollte den gekündigten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des BZV Mut machen.

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 05.04.2005 12:33
Die Nettigkeiten der Marktwirtschaft werden heute nicht mehr geleugnet.
Die Schreiberlinge der bürgerlichen Presse sind sich auch sicher, daß das, was früher als Hetze gegen die freiheitliche Marktordnung galt, heute bei den Betroffenen nicht auf fruchtbaren Boden in dem Sinne fällt, daß darüber grundsätzliche Kritiken am System oder gar die Systemfrage aufgemacht werden.

Denn der Begriff " Kollege Angst" zeigt schon: Anpassung liegt dem zugrunde. Man will unter d i e s e n Verhältnissen sein Leben gestalten.

Wer erkennt, daß diese Verhältnisse nur zum eigenen Schaden führen, will nicht mehr unter ihnen leben. Er hat eine Kampfperspektive und macht den U n t e r n e h m e r n
A n g s t !

Das ist der kleine Unterschied.