Berliner S-Bahn - Erfolgreiche Unterschriftensammlung gegen Teilprivatisierung
Die erfolgreiche Unterschriftensammlung wurde vom "Aktionsausschuss 100 % S-Bahn", der in seinen Reihen Nicht-Organisierte wie Mitglieder der beiden im Betrieb vertretenen Gewerkschaften EVG und GDL sowie Betriebsräte vereint, in einer Pressemitteilung am 10. Juli bekanntgegeben. Bei der heutigen turnusmäßigen Sitzung des Betriebsausschusses wurde der Antrag bereits besprochen, so dass er auf die Tagesordnung für die Sitzung des Betriebsrates nächste Woche aufgenommen werden kann.
Nach dem überraschenden Beschluss des Berliner Senats am 19. Juni für eine "Teilprivatisierung" genannte Zerschlagung der Berliner S-Bahn, der durch einen SPD-internen Machtkampf motiviert war, hatten die Privatisierungsbefürworter gehofft vollendete Tatsachen zu schaffen. Nachdem dem linken Flügel der SPD durch diese Nacht- und Nebelaktion der Schneid abgekauft wurde, schienen auch die Gewerkschaften sich schon halb mit dem Unvermeidlichen abgefunden zu haben, wie die Presseerklärung der GDL beispielhaft deutlich macht. Der S-Bahn-Tisch war durch den Einspruch des Berliner Senat vor dem Verfassungsgericht gegen das von ihm gestarte Volksbegehren weitgehend blockiert und konnte nur eine Protesterklärung veröffentlichen. Wer sollte da die Privatisierung noch stoppen?
Die Belegschaft der S-Bahn hat mit ihrem eindeutigen Votum ein klares Zeichen gesetzt. 900 Unterschriften zu sammeln bei einer zeitlich und räumlich völlig zersplitterten Betriebsorganisation, die dazu führt, dass sich die KollegInnen nie in größeren Gruppen treffen, hat den AktivistInnen offenbar niemand zugetraut. Dabei hätten die Privatisierungsbefürworter es besser wissen müssen, immerhin haben die S-BahnerInnen schon beim GDL-Streik 2011 gezeigt, dass sie Willens und fähig sind, notfalls ihren Interessen nachhaltig Gehör zu verschaffen.
Jetzt sind der Betriebsrat und damit die Gewerkschaften EVG und GDL, die dort die Mehrheit innehaben, am Zug den Willen der Belegschaft umzusetzen. Werden die Gewerkschaften jetzt ihre eigenen Beschlüsse und Verlautbarungen ernst nehmen und den Worten Taten folgen lassen? Oder taktieren sie weiter, um es sich mit keiner Seite zu verderben? Dann droht ihnen am Ende das Schicksal, dass sie zwischen allen Stühlen am Bahnsteig sitzen während der Zug ohne sie abfährt.
Den Kollegen bei der S-Bahn in Berlin weiterhin viel Erfolg in ihrem mehr als berechtigten Kampf!