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Warum??? Warum??? Warum???

by Wolfram Polar posted on 23.04.2005 09:38 last modified 30.07.2006 08:13 —

Ich weiß nicht, wie oft ich mir diese quälende Frage nachts schon gestellt habe, wenn ich mal wieder nicht schlafen kann. Warum bin ausgerechnet ich arbeitslos geworden?, frage ich mich, wenn ich morgens aufstehe.

Jahrelang hat man qualitativ hochwertige Arbeit für dieses Unternehmen geleistet, und dann? Von heute auf morgen wird man entsorgt, ohne finanzielle Notwendigkeit, ohne Gesprächsbereitschaft, ohne Rücksicht auf die Familien und deren Schicksale, die dahinter stecken!

Ich glaube, dass ist auch das, was mir an der Situation am meisten zu schaffen macht. Die Art und Weise, wie dieser Betrieb mit den Menschen umgeht, die jahrelang zum Unternehmenserfolg beigetragen haben. Man fühlt sich abserviert und ich bin froh, dass ich durch die Familie noch eine Aufgabe habe, die mich aufbaut und mir das Gefühl gibt, immer noch gebraucht zu werden.

Ich will dieses Gefühl der Wertlosigkeit in mir gar nicht aufkommen lassen, denn es sind andere, die für meine jetzige Situation verantwortlich sind. Das weiß ich ganz genau, aber es gibt Tage, an denen mich die Kraft verlässt und ich nur noch traurig und verletzt bin. Gott sei Dank bin ich aus jedem dieser Tiefpunkte bisher wieder herausgekommen nicht zuletzt wegen des tollen Zusammenhalts unter den gekündigten Kolleginnen und Kollegen. Dieses Gefühl, nicht allein dazustehen, gibt mir unheimlich viel Kraft.

Kolleginnen und Kollegen, die ich früher vielleicht höchstens Mal auf dem Weg in die Kantine getroffen habe und kaum kannte, sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Ich finde, wir sind eine unheimlich tolle Gemeinschaft geworden und lasst uns bitte alle daran arbeiten, dass das so bleibt.

Kommt weiterhin regelmäßig zu den Mahnwachen, den Samstagstreffen oder Demos, denn ich finde, der Austausch untereinander ist in unserer Situation eine der wichtigsten Punkte überhaupt. Wir alle wissen, dass es ein langer und harter Weg ist, aber nur wenn wir weiterhin zusammenhalten und uns gemeinsam engagieren, werden wir unser Ziel erreichen.

**Denn wer nicht kämpft, der hat schon verloren!**

(1) Kommentare

polwol 24.04.2005 09:41
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat verloren. Einer hat um eine einstweilige Verfügung um Weiterbeschäftigung gekämpft. Diese wurde erstinstanzlich abgewiesen. Ist dies Verlieren? Nein, denn es kann weiter gekämpft werden, wenn er es will. Dies war nur ein Rückschlag auf dem Weg zum Ziel, der Ungültigkeit der Kündigung. Die Hauptsache sind die Kammertermine im August. Diese Entscheidungen sind abzuwarten. Es ist eine lange und schwierige Zeitspanne bis dahin. Eine Zeit des Insichgehens, des Grübelns und der Selbstzweifel. Dies ist ganz normal und trifft jeden der eine Entscheidung gewählt hat. Macht euch aber nicht selbst seelisch kaputt, sprecht untereinander darüber und helft euch gegenseitig. Es gibt Höhen und Tiefen. Die Gemeinschaft der Betroffenen hilft beim Ausgleichen und fängt auf. Ihr habt diesen Weg gewählt, nach reiflicher Überlegung unter Zugrundelegung von Faktoren und Abwägung dieser. Es hat sich nichts geändert, was diese Entscheidung in Frage stellen könnte.