Vorm Tor
Mahnwache: Vorm Tor sieht alles anders aus, die Normalität ist verschoben.
Was früher galt, ist heute unwahr. Vorm Tor stehen heißt, ich gehöre nicht mehr dazu. Abgeschoben ins Heer der Arbeitsuchenden.
Morgens schon Panik nach einer unruhigen Nacht, wenn ich mich der Realität wieder stelle. Vorm Tor stehen heißt aber auch: Kraft finden in der neuen Gemeinschaft. Kraft finden in Gesprächen mit anderen gekündigten Kollegen, mit ungekündigten Kollegen, mit Menschen, die ihre Solidarität bekunden.
Eine neue Erfahrung, eine gute Erfahrung.
Wir haben bereits eine eigene Sprache, tragen Hartz-IV-Demonstrantentreter (= dicke, günstige Winterstiefel oder jetzt superbequeme Sommertrittchen), kommen mit unseren Hartz-IV-Kisten und -Rollern (= Autos und Motorroller älterer Bauart) zur Mahnwache und setzen (aufgrund der zahlreichen essbaren Solidaritätsbekundungen) bereits "Demonstrantenspeck" an.
So viele Erfahrungen vorm Tor.