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Lösung? - Warum unsere Appelle an die Politik keine Wirkung zeigten

by Wolfram Polar posted on 12.02.2005 11:10 last modified 30.07.2006 08:13 —

Ministerpräsident Wulff und Braunschweigs Oberbürgermeister Hoffmann würdigen den Geschäftsführer des Braunschweiger Zeitungverlags, Peter-Jürgen Lesemann

In der heutigen Ausgabe der Braunschweiger Zeitung steht ein Artikel mit dem Titel: Wichtige Stimme dieser Region . Es wurde zu einem festlichen Abendessen in das Altstadtrathaus eingeladen. Dort wurden die Erfolge und die unabhängige bzw. faire Berichterstattung gewürdigt.

„Informieren, Meinung bilden, Unterhaltung bieten – das seien die Aufgaben, vor die der Leser seine Zeitung stelle. "Diese Aufgabe ist einzigartig für Wirtschaftsunternehmen in Deutschland: Sie wird durch das Grundgesetz bestimmt und ist eine hohe Verpflichtung, weil der Wert der Demokratie durch die Presse mit bestimmt wird."“

Nur diese Zeitung berichtet nicht über die Kündigungen im eigenen Haus. Da werden Informationen den Lesern verweigert. Es findet als Meinungszensur statt. Wie sieht es mit der hohen Verpflichtung dem Grundgesetz gegenüber (siehe Zitat aus Artikel oben) aus, wenn öffentliche Meinung manipuliert wird, weil Informationen zurückgehalten werden? Meinungsbildung ist doch eine schöne Umschreibung für Manipulation. Der Leser soll sich doch seine eigene Meinung aus einer neutralen Berichterstattung bilden können. Deshalb gibt es doch die Pressefreiheit.

Auch kann aus diesem Artikel geschlossen werden, warum unsere Hilferufe an die Politik ohne Wirkung geblieben sind. Das Thema Entlassungen wurde sicher nicht auf dieser Feier angesprochen. Da hätten unsere gewählten Volksvertreter sicher ein „gutes“ Wort für uns Betroffenen einlegen können, so in gutgelaunter Atmosphäre.

In der Druckausgabe war zusätzlich ein Foto abgebildet, das wie folgt Untertitelt war.
„Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann lud zu Ehren des scheidenden Geschäftsführers des Braunschweiger Zeitungsverlages, Peter-Jürgen Lesemann, ins Altstadtrathaus. Im Bild sind der Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg, Rolf Schnellecke, mit seiner Frau Ilona, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, Aufsichtsratmitglied Oliver Heine, Gesellschafter Christian Voigt, Gesellschafterin Claudia Pohle, Bärbel Schulze, Peter-Jürgen Lesemann mit seiner Frau Verena, der Aufsichtsratvorsitzende Dr. Hans Armin Curdt, Prof. Gerd Winner mit seiner Frau Martina, Gesellschafterin Luise Voigt, Lesemanns Nachfolger Mathias Bonn mit seiner Frau Sabine, OB Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende der Nord LB, Dr Hannes Rehm mit seiner Frau Sigrid, Bürgermeisterin Friederike Harlfinger, und Dr. Udo Kuhlmann als Erster Stadtrat der Stadt Braunschweig mit seiner Frau Elke.
Foto: Rudolf Flentje”

Die Personengruppe spiegelt die politisch wirksame Gesellschaft wieder.

(4) Kommentare

Anonymer Benutzer 13.02.2005 08:34
Ich behaupte, dass dieser Artikel in der vorliegenden Form veröffentlicht wurde, gerade weil wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des BZV uns so heftig gegen die ausgesprochenen Kündigungen wehren. Die "wichtige Stimme der Region" sieht eine "Selbstbeweihräucherung" als notwendig an, um den Verlust an Glaubwürdigkeit aufzufangen bzw. um ein ins Negative sich wendende Image wieder aufzupolieren. Gesellschafter, Besitzer, Aufsichtsrat und Unternehmensleitung vereint mit der Politik solidarisch um "die Stimme der Region" gescharrt - auf diese Weise soll demonstriert werden, dass der Abbau von 74 Arbeitsplätzen eine richtige Entscheidung war... Aber kein Management, kein Politiker kann "überleben", ohne die Menschen, über die sie "bestimmen" wollen. Dies sollte man all den "wichtigen Stimmen" immer wieder verdeutlichen. Das ist mühsam - aber gerade deshalb dürfen wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Kampf um die Arbeitsplätze nicht nach- oder aufgeben!!! Ein Artikel in der Zeitung - na und? - die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Braunschweiger Zeitung setzen andere Aktionen dagegen und erreichen die direkte Ansprache - und dies ohne "Selbstbeweihräucherung".
Anonymer Benutzer 13.02.2005 19:14
Haben unsere Kontakte oder die Information versagt? Dies wäre der ideale Platz gewesen für eine Kleingruppendemo von keinen Gruppen a 5 Personen. Weil für eine große Demo mit Anmeldung sicher keine Zeit gewesen wäre. Aber da am Altstadtmarkt und vor dem Altstadtrathaus hätten wird denen das Abendessen verschönen können. Also, was lernen wir daraus? Wir müssen unsere Ohren noch besser benutzen. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen auch den Politikern dass Problem unüberhörbar vorzutragen.
Anonymer Benutzer 16.02.2005 19:05
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, am Samstag, dem 12. Februar 2005, war
in der Braunschweiger Zeitung von der Würdigung Herrn Lesemanns um seine
Verdienste in dieser Region zu lesen. Geladen waren Gäste aus Politik und
Wirtschaft. Standesgemäß. Nicht standesgemäß, aber aktuell, wurden am 1.
Februar 2005 74 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Abteilungen
wurden geschlossen, obwohl die Arbeit vorhanden war! Ob alt ob jung, ob gut
ob schlecht. Der Braunschweiger Zeitung scheint es egal zu sein, Existenzen
zu vernichten. Die vorhandene Arbeit jedenfalls, wird jetzt von einem
Dienstleister gemacht. Die von uns gewählten Politiker geben uns keinerlei
Rückhalt. Wenn Sie sich, Herr Ministerpräsident, mit uns, den gekündigten
Mitarbeitern, solidarisch erklären würden, wäre das sehr ehrenwert. Jeden
Tag von 7.30 Uhr bis 9.30 Uhr bildet eine Gruppe entlassener Mitarbeiter ein
Mahnwache vor der Einfahrt Mittelweg der Braunschweiger Zeitung. In dieser
Zeit hängen 74 große weiße Pappkreuze am Zaun. Ich lade Sie herzlich dazu
ein, sich das mal anzuschauen. Mit der Geste würden Sie sich auch uns, den
entlassenen Mitarbeitern, solidarisch erklären. Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit. Ich hoffe, von Ihnen zu hören.
Hochachtungsvoll
Anonymer Benutzer 16.02.2005 21:47
Kopie aus Pressespiegel vom 13.02.2005 12:42 - dort gelöscht.

Sehr schön, dass man einen Menschen würdigt, der sicherlich viel für Braunschweig, die Braunschweiger Zeitung und die Medienwelt überhaupt getan hat. Wer in seinem Leben viele gute Dinge geschaffen hat, sollte auch dementsprechend gelobt werden. In dem betreffenden Artikel in der Braunschweiger Zeitung vom 12. Februar 2005, Seite 5, ist dies in aufwändiger Weise auf einer ca. halben Seite geschehen.
Tja, Herr Lesemann, Sie gehen in Ihren wohlverdienten Ruhestand, den ich Ihnen von Herzen gönne. Leider wird in dem Artikel, der Sie ja wirklich hoch lobt, nicht erwähnt, dass Sie noch mehrere Standbeine in Braunschweig haben, wie zum Beispiel ein Call Center, in dem die telefonische Anzeigenannahme des BZV getätigt werden. Auch wird nicht erwähnt, dass 74 Mitarbeiter der Druckvorstufe zum 1. Februar 2005 keine Arbeit mehr hatten. 52 von ihnen wurde gekündigt, die Restlichen gehen in Altersteilzeit oder den Ruhestand. Es trifft alle recht hart, gerade in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit enorm hoch ist. Auch der soziale Stand interessiert in dem Fall keinen, egal ob Alleinerziehende mit Kind/Kindern oder eine Familie, wo beide Elternteile betroffen sind. Diese Details erscheinen natürlich nicht in dem gestrigen Artikel. Schade eigentlich.