Babylon Haustarif mit Verdi: Papier ohne Wert
Die mehrheitlich vertretene Basisgewerkschaft FAU hatte erst eine herbe Niederlage bei einem Berliner Gericht erlitten, als Gewerkschaft anerkannt zu werden. Die Babylon Geschäftsführer schlossen mit Verdi einen Haustarif ab. Der Babylon Betriebsrat bemängelt, dass nicht einmal dieser Haustarif richtig umgesetzt wird.
Die Teilzeitbeschäftigten, die die Mehrzahl der Angestellten ausmachen, sollen als Bedingung für den Tariflohn neue Arbeitsverträge unterschreiben, die ihre Arbeitssituation deutlich verschlechtern. Zum Beispiel sollen sie sich auf eine festgelegte niedrige Wochenstundenzahl (10h/Woche) beschränken, durch die sie unter die sozialversicherungspflichtige 400 Euro-Grenze fallen.
Ausserdem würden sie sich pauschal mit entsprechenden Anpassungen ihrer Verträge für den Fall des Auslaufen des Tarifvertrages durch das Sonderkündigungsrecht des Arbeitgebers einverstanden erklären. Konkrete “Anpassungen“ sind nicht benannt. Nun ist ein Großteil der Beschäftigten des Babylon Mitte nicht bereit, den neuen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Für Verdi-Mitglieder wäre die zusätzliche Einwilligung zwar nicht notwendig, doch durch die Intervention und den schlechten Tarifabschluss der Gewerkschaft kommt auch eine dortigen Mitgliedschaft bisher für keinen der Betroffenen in Frage.
Denn schon der Tarifvertrag selbst löste Unmut bei den Beschäftigten aus. Sie hatten Vereinbarungen erwartet, die dem Verdi-Flächentarif Kino entsprechen, was ihnen von ver.di-Verhandlungsführer Andreas Köhn zuvor zugesagt worden war. Tatsächlich liegen die Vereinbarungen zwischen Verdi und dem Babylon weit hinter dem zurück; beim Stundenlohn betragen die Einbußen aufgrund gestrichener Zulagen oft 50%.
Der Betriebsratsvorsitzende Matthias Schulz stellt fest: „Der Betriebsrat ist sehr unzufrieden mit der völlig unklaren Situation und ruft die Geschäftsführung des einzigen halbkommunalen Kinos in Berlin in die Pflicht. Schließlich wurden die Kosten der Lohnerhöhung bereits zweckgebunden vom Senat mit 30.000 Euro bezuschusst. Wir erwarten die Unterlassung jeder Ungleichbehandlung und die Anwendung des Haustarifvertrages auf alle Beschäftigten!“
Der Kampf für die Zulassung der Basisgewerkschaft geht mit einer Demo in Nürnberg am 29.01.2010 um 16:00Uhr vor dem Justizpalast Nürnberg weiter.