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Protest gegen Stuttgart 21 weitet sich aus, Schwabenstreich bald auch in Berlin

erstellt von Max Moritz zuletzt verändert: 15.08.2010 20:28
Stuttgart, 15.8.2010. Die Proteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 haben sich in der letzten Woche weiter verstärkt. Sie weiten sich aus, in die Region und darüber hinaus. Selbst in Berlin ist für die kommende Woche ein Schwabenstreich angekündigt. Erste Abrissmaßnahmen treiben immer mehr StuttgarterInnen auf die Straße.

"Aktionswoche statt Kehrwoche", könnte es in Stuttgart bald heißen. Denn jede Woche ist eine Aktionswoche gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 (kurz S21). Zum Standardprogramm gehört die wöchentliche Montagsdemonstration. Letzten Montag (9.8.2010) war es die 38. und zugleich mit 10.000 TeilnehmerInnen die bislang größte. Am Mittwoch unterbrach die Polizei das "Gebet für Stuttgart" im mittleren Schloßgarten, um die Personalien der bekannten Pfarrerin Müller-Enßlin aufzunehmen. Ihr Kollege Dürr reagierte empört:

„Ich bin zutiefst empört, dass ein Gottesdienst mitten im Gebet gestört wird, wegen einer formalen Kontrolle! Was Stadt und Land sich hier leisten, ist eine Ungeheurlichkeit. Menschen beim Beten zu stören, eine kirchliche Veranstaltung so zu schikanieren, das hat sich nicht einmal die Volkspolizei in Leipzig getraut!“ (Presseerklärung vom 12.8.2010)

Am Donnerstag durften sich die S21-KritikerInnen über eine Studie aus dem Bundesumweltministerium freuen. Diese fasst die Argumente der KritikerInnen zusammen:

"Dass das Gesamtvorhaben verkehrlich hochgradig ineffektiv ist, ist nicht nur für die (potenziellen) Nutzer der NBS [gemeint ist die Neubaustrecke Stuttgar-Ulm] nachteilig, sondern schlägt sich in erheblichen mittelbaren Kollateralschäden auf Landes- und Bundesebene nieder." (s.154)

"Eine bessere Handlungsalternative zum Tiefbahnhof wäre die Beibehaltung des Kopfbahnhofes, dessen Leistungsfähigkeit durch weitere Einfahrten gesteigert werden könnte." (s.156)

Am Freitag starteten die S21-Betreiber ein konzertierte Aktion: In der TAZ vom 13.8.2010 beschimpfte der S21-Architekt Christoph Ingenhoven seine Kritiker als "pensionierte Lehrer", die jede Änderung ablehnten. Am gleichen Tag beteuerte Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster in den Stuttgarter Nachrichten, es gäbe keine Alternative zu S21, eine "ehrliche" Diskussion sei nur auf der Basis von S21 möglich, 1995 sei noch eine Mehrheit der Stuttgarter Bürgerinnen hinter dem Projekt gestanden, inzwischen hätten sie ein Informationsdefizit. Ein Moratorium, wie im Stuttgarter Appell gefordert, lehnte Schuster ab. Am frühen Freitagmorgen wurde der Bagger vor dem Nordflügel des Bahnhofs aktiviert, um ein Vordach abzureißen. Die konzertierte Aktion von S21-Architekt, Oberbürgermeister, Presse und Bagger beantworteten die StuttgarterInnen noch am gleichen Tag mit verstärktem Protest.

An der Lichterkette um den Hauptbahnhof beteiligten sich über 20.000 Menschen. Die anschließende Demonstration vor das Rathaus war nicht geplant. Dafür beteiligten sich mehr S21-GegnerInnen als je zuvor. Bis 23 Uhr hallte es über den Marktplatz "Schuster weg!".

Am Samstag veröffentliche der Spiegel Informationen über einen zweifelhaften Großauftrag des Landes Baden-Württemberg für die Bahn, und die Suttgarter Nachrichten fragten "S 21 mit Großauftrag erkauft?"

Stuttgart 21 wird zum Lehrstück. Immer weitere Details zeigen beispielhaft wie in diesem Land Politik betrieben wird. Das erbost die Menschen. Auf der Parkschützer-Website haben sich zur Stunde (20 Uhr am 15.8.2010) 19.925 Menschen registriert. Der Schwabenstreich breitet sich im Ländle aus, auch in Leonberg und in Tübingen wird Krach gemacht. In der kommenden Woche soll es auch in Berlin laut werden. Treffpunkt soll sein:

Mittwoch, 18.8.2010, um 19 Uhr Hauptbahnhof, DB-Servicepoint, Eingang Washingtonplatz.

 

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