Quedlinburger Musiksommer 2011: Abschlußkonzert
Buße – Umkehr – Erlösung
Bei einem vielgehörten Rundfunksender wird zur Zeit eine Beerdigung verlost. Erstaunlich sind die Vorstellungen aller, die sich dort melden.. Es ist demnach kein Tabuthema, sondern aktuell und gegenwärtig. Warum auch nicht , denn der Tod gehört zu unserem Leben. Aber wie bereiten wir uns darauf vor? Gehen wir auch einmal in uns?
In Psalm 51 geht König David in sich. Er hat Grenzen überschritten, gedankenlos gelebt – selbstherrlich sogar. Nun steht er vor dem Scherbenhaufen seines Handelns. Seine Anrufung an Gott ist eine schmerzhafte Reinigung und eine erlösende Befreiung. Gregorio Allegri ( 1582 – 1652 ) hat diesen Psalm in einer interessanten Mischung aus großem Chor und Solostimmen klangprächtig vertont. Bis zum Jahr 1770 galt dieses Werk als „geheime Verschlusssache“ und durfte nur in der Sixtinischen Kapelle im Petersdom in Rom aufgeführt werden. In diesem Jahr hörte Wolfgang Amadeus Mozart diese auf. Seitdem ist es der ganzen Musikwelt zugänglich.
Und wie gehen die Hinterblieben mit dem Tod um?
Die unterschiedlichen Kulturen kennen natürlich die verschiedensten Formen. Im christlichen Abendland hat sich dir Totenmesse ( Requiem) herausgebildet, die sowohl den Gestorbenen als auch die Hinterbliebenen aufnimmt. Unzählig oft ist der Text der Totenmesse vertont worden. Am Bekanntesten dürfte wohl die Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart sein. Vielen Vertonungen hängt etwas Düsteres an.
Nicht so bei Heinrich Ignaz Biber von Bibern ( 1644 – 1704 ). Seine Vertonung steht im Vergleich in einer Dur Tonart – strahlendes A-Dur! Er komponierte das Werk, als sein Arbeitgeber der Erzbischof Maximilian Gandolf gestorben war. Dessen Ausstrahlung und Wirkung ließ eigentlich nur den Gedanken an eine Aufnahme in den Himmel zu.
Das Requiem a 15 in der Tonart A – Dur vermittelt sowohl durch seine Tonalität und Struktur als auch durch den ungewöhnlichen Einsatz zweier Trompeten Jubel und Hochgefühl angesichts einer Seele, die in den Himmel aufgefahren ist. Die wenigen Passagen inbrünstiger Leidenschaft stehen jedoch in starkem Kontrast zum Gesamteindruck, der von ruhiger Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein geprägt ist. Im Introitus ruft Biber diese Empfinden durch das langsame, feierliche Voranschreiten der einleitenden Motive durch sämtliche Stimmen hervor, bis sie schließlich hoch über dem ganzen Ensemble von zwei Trompeten gespielt erklingen. Das fugale Kyrie ist nicht der Appell einer einzelnen besorgten Seele, sondern wird mit schallender Stimme von den Heiligen im Himmel vorgetragen. Biber stellt mit seiner Vertonung des Dies irae ( Tag des Zorns ) keinen Tag des furchtsamen Zitterns dar, sondern eine göttliche und gerechte Schlacht , und er überträgt die Vorstellung auf das Offertorium mit seinen an Militärmusik erinnernden Fanfaren bei den Worten sed signifer Sanctus Michael ( vielmehr geleite sie Sankt Michael , der Bannerträger, in das heilige Licht ). Der feierliche Marsch des Sanctus kontrastiert mit den synkopierten und emporstrebenden Motiven des tänzerischen Osanna in excelsis. Das Agnus Dei lässt zwar die Trompeten weg und setzt mit einem chromatischen Motiv ein, aber schon die behutsam absteigenden Dreiklänge von Dona eis Requiem ( schenke ihnen Frieden ) führen zu einleitenden Fanfaren der Communio mit ihren alternierenden Trompetensignalen - Darstellung des Frohlockens einer Seele, die zum Himmel aufgestiegen ist, um cum Sanctis tuis in aeternum ( bei deinen Heiligen in Ewigkeit ) zu sein. Bibers Requiem à 15 ist eindeutig ein Werk , das mit großer Freude und Triumph eines Lebens im Dienste der Christenheit sowie des Lohns gedenkt, mit dem im Himmel zu rechnen ist.
Gottfried Biller
Zitate:aus Einführung zur CD –aufnahme 1999 von Charles E. Brewer
Die Beteiligten sind:
- Doerthe Sandmann/ Barbara Christina Steude/ Johann Beyer ( Mitglied des Thomanerchores Leipzig) - Sopran,
- Ben Boresch - Altus/
- Parick Grahl -Tenor,
- Tobias Ay/ Philipp Goldmann - Bass,
- Quedlinburger Oratorienchor ( Einstudierung: Elke Wolf, Christiane Linke, Joachim Wolf, Gottfried Biller),
- Kammerorchester " musica juventa" Halle / Saale ( Direktion: Matthias Erben ),
Gesamtleitung KMD Gottfried Biller