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Lorena Espitia im Kunst – & Kurhaus Katana

erstellt von Volker Anders zuletzt verändert: 10.06.2013 17:18
Die Kolumbianische Künstlerin Lorena Espitia zeigt ihr Werk "Sentimental Journey" über touristische Missverständnisse und falsch verstandene Klischees im Kunst – & Kurhauses Katana in Nürnberg, St. Peter, noch bis zum 13. Juni 2013.

Nürnberg 10.6.2013 Lorena Espitia Sentimental Journey

In Sentimental Journey befasst sich Lorena Espitia (1983, Kolumbien) mit dem Thema touristischer Missverständnisse und falsch verstandener Klischees. Als künstlerisches Mittel verwendet sie hierbei beabsichtigte Brüche. Als augenfälliges Beispiel (weil auch auf der Einladungskarte vertreten) sei der Hirsch erwähnt, der in der Arbeit wiederholt auftaucht. Als Nürnberger weiß man, dass als Patentier für die Region ein Schwein wohl geeigneter wäre, die Künstlerin wählt hingegen absichtlich einen Hirsch, genauer gesagt einen Damhirsch, der seines Zeichens eine Hirschart mit Migrationshintergrund ist. Diese Wahl erklärt sich aus folgendem Zusammenhang: Aus den Augen eines Touristen liegt Nürnberg in Bavaria (auch wenn es nicht jeder Franke gerne wahrhaben mag) was wiederum - im weitesten Sinne - im Voralpenraum liegt in welchen die Phantasie des Touristen bewaldete Hügel mit kecken Hirschen projiziert - schließlich liegt hier auch Disney-Castle (Neuschwanstein), von wo der Sprung zu Bambi nicht weit ist.

Der 82-minütige Videoloop zeigt Lorena Espitia - einem Suchbild gleich - vor und in verschiedenen regionalspezifischen Szenerien an ihrer Residenzarbeit stricken, bzw sticken. Auch dieser Film ist von Brüchen durchsetzt: Wie in einer durcheinander geratenen Urlaubsfoto-Diaschau mischen sich - scheinbar unabsichtlich - "falsche" Bilder unter; Szenen, die nicht so recht nach Nürnberg passen wollen.

Eine weitere Ebene von Sentimental Journey liegt in der Arbeitsweise mit der Lorena Espitia vorgeht. Hierbei hinterfragt sie das Gegensatzpaar der Künstlerischen Arbeit im öffentlichen Raum und des Künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum. Ihr eigenes orts-spezifisches Arbeiten versteht die Künstlerin nicht als Performance, sondern von der Tätigkeit, der Tatsächlichkeit her. So ist auch die Arbeit, die sie währenddessen anfertigt eben nicht fertig, sondern im Prozess des Entstehens begriffen. Das schwarze Textil, das ein gestickter Hirschkopf mit dem gotischen Schriftzug "Souvenir aus Nürnberg" ziert wird nicht als Fragment präsentiert, sondern begleitet die Künstlerin auch weiterhin und wird von ihr an unterschiedlichsten Plätzen sukzessive fertiggestellt. Mit folgendem Statement stellt Lorena Espitia die Frage nach dem Anspruch des orts-spezifischen Arbeiten in Künstlerresidenzen und dem individuellen Umgang mit derartigen Arbeitssituationen:

"What about contextual art? What about the idea of artists residencies intended as site specific interventions? What about the loss of subjectivity implied in those perspectives? What about the artists subjects? What about their personal life? What about my attempt of doing, as the artist here, is nothing but tourism? What about this condition as a sort sentimental journey's novel or diary? as a sort of..."

Text: Florian Tuercke

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