Abschreckungskultur in Karlsruhe
Eine Flüchtlingsfamilie, die Ende Februar aus dem Rems-Murr-Kreis östlich von Stuttgart nach Karlsruhe reiste, berichtete:
Erfahrt was uns passierte, bevor es Euch passiert!
Einen Tag vor unserem Interview in Karlsruhe fuhren wir dorthin. Wir warteten auf einen Raum für die Nacht. Schließlich bekamen wir zusammen mit einer anderen Familie einen Raum. Aber wisst ihr, wie viele Insekten dort waren oder wie viele Insekten die andere Familie auf ihrem Baby fand? Wir erfuhren es. Wegen des schreienden Babys untersuchten wir den Raum. Wir sahen, dass der Raum voller Insekten war. Als wir rausgingen, sahen wir, dass alle Familien wegen des gleichen Problems ihre Räume verlassen hatten. Aber wisst ihr, als wir die Sicherheitsleute riefen, war ihnen das Problem schon bekannt. So beschlossen wir bis zum Morgen auf zu bleiben. Das war besser, als sich den gefährlichen Insekten und all dem Schmutz auszusetzen. Ja, das passierte uns einen Tag vor dem Interview.
Im Gespräch schilderte die Familie auch, wie Eltern auf dem Flur Tische zusammenstellten, um darauf ihre Kinder schlafen zu lassen. Die Eltern selbst blieben wach und versuchten, ihre Kinder vor Insektenbissen zu schützen. Auch Küchenräume waren voller Insekten. Das Wachpersonal reagierte nur mit Schulterzucken, ihnen sei der Insektenbefall bekannt. Handlungsbedarf wurde nicht gesehen. Eine andere Familie aus dem Rems-Murr-Kreis war auch schon Anfang Februar in Karlsruhe von Insektenbissen geplagt worden. Nach einer durchwachten Nacht musste sie stundenlang warten, um dann am frühen Nachmittag wieder weggeschickt zu werden ohne ihren Asylantrag stellen zu können. Ihr Fazit: "Karlsruhe ist der schlechteste Ort Deutschlands".
Vermutlich handelt es sich bei den Insekten um eine Zeckenart. Die drei bis vier Millimeter großen Tierchen haben einen festen Panzer. In Schaumstoff halten sie sich besonders gerne auf. Ihre Bisse jucken und hinterlassen rote Flecken auf der Haut ihrer Opfer.
Zur Asylantragsstellung und zur Anhörung reisen laufend Geflüchtete aus ganz Baden-Württemberg nach Karlsruhe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Insekten über alle Unterkünfte verbreitet haben.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vergibt seine Termine in Karlsruhe grundsätzlich um 8 Uhr morgens. Eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln am gleichen Tag ist daher für viele Geflüchteten nicht möglich. Um 14:30 Uhr ist regelmäßig Schluss, wer bis dahin nicht aufgerufen wurde, hat die Reise vergeblich gemacht. Das BAMF Karlsruhe ist für sein Terminchaos bekannt. Bereits vergebene Termine werden wieder gestrichen. Manchen Geflüchteten wird so seit Monaten die Stellung eines Asylantrags verweigert. Telefonisch ist das BAMF auch für SozialarbeiterInnen nicht erreichbar.
Mit bürokratischem Schwergang und schlichter Unfähigkeit ist das alles nicht mehr zu erklären. Die in Sonntagsreden gepriesene Willkommenskultur wirkt nur noch zynisch. Zumindest die genannten Behörden in Karlsruhe betreiben Abschreckungspolitik.
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Was hat dein Beitrag mit Netzwerk IT zu tun? Ich verstehe es nicht.