Greenpeace bedroht die nationale Sicherheit Indiens
Der Geheimdienstbericht wurde der Presse zugespielt. Regierungskritiker spotten nun „Ein Sitzstreik = - 0,01 Wirtschaftswachstum”. Für Spott sorgt auch, dass ein Teil des Berichtes aus einer Rede des neuen Regierungschefs kopiert wurde.
Der Bericht des Inlandsgeheimdienstes Intelligence Bureau (IB) vom 3. Juni 2014 nimmt neben Greenpeace zahlreiche indische Organisationen ins Visier, die sich für Umweltschutz, für demokratische und soziale Rechte, für Frieden, gegen Atomanlagen, gegen religiös und ethnisch motivierte Gewalt oder gegen die Zerstörung von Wäldern einsetzen. Allesamt sollen sie aus dem Westen Gelder erhalten, um die wirtschaftliche Entwicklung Indiens auszubremsen.
AKW-Gegner aus Deutschland ferngesteuert
S.P.Udayakumar aus dem Widerstand gegen das AKW Kudankulam wird namentlich hervorgehoben und als ausländischer Agent diffamiert. Er sei aus den USA und aus Deutschland ferngesteuert. Vor einigen Jahren hatte S.P.Udayakumar für US-amerikanische Forschungsinstitute gearbeitet. Als Verbindung zu Deutschland wird wieder die abstruse „Sonntag Reiner Hermann” - Geschichte aufgewärmt.
S.P.Udayakumar fürchtet um sein Leben. Zu Recht. Vor wenigen Tagen wurde in Pune der IT-Spezialist Shaikh Mohsin Sadiq totgeschlagen, im Kontext von Protesten gegen die Verunglimpfung einer hindunationalistischen Leitfigur auf Facebook. Das Opfer sah aus wie sich die Schläger einen Muslim vorstellten und war als IT-Experte natürlich erst recht verdächtig. Dazu eine Erklärung von IT-KollegInnen.
Kampfansage an Protestbewegungen
Die Lancierung des Gheimdienstberichtes ist eine Kampfansage an alle oppositionellen Bewegungen. Der Geheimdienst fordert die neue Regierung zum Durchgreifen auf.
Ein Verhaltensmuster der neuen Regierung wird deutlich: Sie macht großartige Versprechungen, z.B. Strom und sanitäre Anlagen für alle. Für das Scheitern werden dann vom Ausland finanzierte Kräfte verantwortlich gemacht. Diese stellt sie öffentlich an den Pranger, gegen diese wird sie ihre hindunationalistischen Anhänger mobilisieren.
Einen Vorgeschmack liefert das AKW Kudankulam. Nicht die eigene Unfähigkeit, sondern die vom Ausland finanzierte Anti-Atombewegung soll für die ständigen Verzögerungen verantwortlich sein. Hier ein Beispiel. Wie der Netzbetreiber mitteilt, ist der Reaktor am 10.Juni 2014 wieder einmal ausgefallen („REACTOR TRIPPED CONTROL SYSTEM PROBLEM”).
Berichte: Indian Express, rediff news, Outlook India, livemint, moneycontrol
Stellungnahmen: Greenpeace bei India resists und Interview, PUCL, INSAF, CNDP, PEACE und weitere