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Streiks und Seeblockade gegen AKW in Südindien

erstellt von Max Moritz zuletzt verändert: 20.03.2013 09:27
Zwei Jahre nach dem Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima, am 11.März 2013, blockierten rund 8.000 Fischer auf 600 Booten das AKW Kudankulam. Geschäfte im Umkreis schlossen ihre Läden.
Streiks und Seeblockade gegen AKW in Südindien

Neckarwestheim 9.3.2013


Nach Ankündigung von Blockade-Aktionen wurde im Umkreis von 7 km um das AKW Kudankulam ein Versammlungsverbot verhängt. Mehr als 4.000 PolizistInnen wurden um das AKW zusammen gezogen. Im Sperrgebiet durften sich nicht mehr als 4 Personen versammeln.

Das Verbot ignorierend versammelten sich Frauen und Kinder am Strand in der Nähe des AKW und in Idinthakarai, dem Zentrum des Widerstands. Die Fischer umzingelten das AKW mit ihren Booten. Die Läden in Kudankulam, Idinthakarai, Chettikullam und anderen Orten blieben aus Protest gegen das AKW geschlossen.

Fischer in den nördlich und südlich von Kudankulam gelegenen Bezirken fuhren ebenfalls nicht zum Fischfang aus. Auch ArbeiterInnen aus der Fischverarbeitung beteiligten sich am Protest. Die Aktionen hatten sich auf den ganzen Süden des Bundesstaates Tamil Nadu ausgeweitet. In Nagercoil, dem Verwaltungssitz des Bezirk Kanyakumari, demonstrierten AKW-GegnerInnen vor der Bezirksverwaltung. In Tuticorin, der Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks, versammelten sich 1.000 Menschen zu einer Fastenaktion.

Die vom Fischfang lebenden Menschen fürchten nicht nur die Radioaktivität. Auch die Erwärmung des Meeres durch die AKW-Kühlung bedroht ihre Existenz. In Kalpakkam im Norden von Tamil Nadu ging 1983 der erste Reaktor ans Netz. Mit weitere Reaktoren und einer Wiederaufbereitungsanlage entstand in Kalpakkam eines der wichtigsten Atomzentren Indiens. Die Fischer aus dem Umkreis von Kalpakkam berichten, dass dort einige Fischarten schon nicht mehr vorkommen, dass sie immer weniger fangen und dass sie ihre Fische im rund 80 Kilometer entfernten Chennai verkaufen müssen. Die lokale Bevölkerung esse ihren Fisch nicht mehr.

Die Protestierenden fordern die Stilllegung des Atomkraftwerkes Kudankulam. Der erste Block des AKWs soll im April ans Netz gehen, der zweite Block im Oktober dieses Jahres. Weitere Blöcke sind geplant.

Obwohl das indische Atomprogramm auch aus Deutschland unterstützt wird, ist die grenzüberschreitende Solidarität in der deutschen Anti-AKW-Bewegung wenig entwickelt. Immerhin konnte am 9.März auf der Demonstration in Neckarwestheim ein Transparent gegen die Atomexporte gesichtet werden (siehe Bild). AREVA will in Jaitapur im Westen Indiens sechs AKWs vom Typ EPR bauen. Die beiden VVER-1000/AES92-Reaktoren in Kudankulam wurden unter Federführung der russischen Rosatom gebaut. AKWs diesen Typs nutzen das Leit- und Sicherungssystem Teleperm XS von AREVA/Erlangen. Die Bundesregierung will AKW-Exporte mit Hermesbürgschaften fördern.

Quellen:

Berichte in der indischen Presse wie „Fishermen stage sea protest against Koodankulam plant“

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