IG Metall für und gegen Atomkraftwerke
"Warum halten wir bei der IG Metall? Was hat die IG Metall mit den Atomprofiteuren zu schaffen? Die IG Metall hat doch Beschlüsse gegen die Atomenergie gefasst und ruft sogar manchmal zu Anti-AKW-Demos auf. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist die Politik der IG Metall in der Atomindustrie, z.B. bei Areva NP. Da hören wir ganz andere Töne. Die IG Metall setzt sich für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Areva ein. Und das noch auf ganz üble standortnationalistische Weise. Sie sorgte sich darum, dass wegen der Präsidentschaftswahlen in Frankreich die KollegInnen dort über die Maßen geschont würden und in Deutschland überproportional viel Arbeitsplätze abgebaut würden. Originalton: „Wenn es um Arbeitsplatzabbau geht, darf es kein deutsches Opfer für Frankreich geben“. (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Erlangen und Areva Aufsichtsratmitglied Wolfgang Niclaszitiert nach OP-Online).
Über den sowieso schon geplanten Arbeitsplatzabbau bei Areva hinaus fürchtet die IG Metall den Verlust von 1000 weiteren Jobs in Deutschland, wenn es für Olkiluoto in Finnland kein Nachfolgeprojekt gäbe. Dieses Nachfolgeprojekt könnte das AKW in Jaitapur in Indien sein. Klartext sprechen die Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall bei Areva, sie fordern die "Gewährung von Hermeskrediten bei Auslandsaufträgen durch die Bundesregierung für den weltweiten KKW-Bau.". (nachzulesen in KernIG, Zeitung der IG Metall bei Areva im November 2011)
Somit fordert die IG Metall den Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und fordert gleichzeitig den Bau neuer AKWs in anderen Ländern. Was ist schon die Existenz von indischen Fischerfamilien gegen das Wohlergehen eines beitragszahlenden, deutschen Ingenieurs! Für Arbeitsplätze ist der IG Metall jedes Opfer anderer Menschen recht.
Wir sind dagegen der Meinung, dass Areva NP stillgelegt werden muss. Wir wollen keine Arbeitsplätze, die anderen Menschen die Existenzgrundlage nehmen.
Zur Diskussion
- Muss eine Gewerkschaft, alle abhängig Beschäftigten vertreten? Gibt es da nicht Grenzen, gibt es nicht Berufe und Tätigkeiten, die mit den Zielen einer Gewerkschaft unvereinbar sind, wo nur noch Aussteigerprogramme helfen?
- Sollen alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Ist es überhaupt sinnvoll für Arbeitsplätze zu kämpfen? Arbeitsplatz heißt immer fremdbestimmte Arbeit, heißt immer auch Ausbeutung, Unterdrückung und Erniedrigung? Wollen wir das - oder geht es um ein gutes Auskommen und sinnvolle Tätigkeiten?
- Besteht das Problem einfach darin, dass die IG Metall sich als Sozialpartner begreift, sich die Interessen der jeweiligen Unternehmen und Standorte zu eigen macht, dass die IG Metall in den Betrieben und Aufsichtsräten Ko-Management betreibt?
- Ist eine andere Gewerkschaft möglich?
In Indien scheint Letzteres der Fall zu sein. Die Gewerkschaft der Leiharbeiter im Atomkraftwerk Rajasthan solidarisiert sich mit dem Widerstand der Bevölkerung in Kudankulam, sie will keine Beschäftigung, die Menschenleben kostet."
Soweit der Redebeitrag aus Frankfurt. Die aufgeworfenen Fragen können gerne auch hier diskutiert werden.
Die IG Metall ist tatsächlich scheinheilig & ehrlich gesagt auch aus der Beschäftigenperspektive hier völlig überflüssig.
Und übrigens: die strahlende Zukunft, die anderswo stattfindet, wenn die, dies können nicht mehr dabei sind, dürfte Ihnen konsequenterweise auch nicht egal sein. Was tun Sie denn da? - Immerhin können wir jetzt auch Windmühlen - genauso wie Shell Solarzellen :-) - aber in Kürze kommt das dann auch alles aus China, nur dass das hier dann niemand mehr zahlen kann, dank Umlage.