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Hungerstreik gegen AKW Kudankulam in Südindien

erstellt von Max Moritz zuletzt verändert: 19.03.2013 17:08
18.Sept.2011. Seit einer Woche befinden sich 127 Menschen im unbefristeten Hungerstreik gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Kudankulam. Der unbefristete Hungerstreik ist Teil des massiven Widerstands der Bevölkerung in der Region. Das AKW läuft derzeit im Probebetrieb.

Krankenschwestern und Ärzte betreuen die Hungerstreikenden, deren Zustand wird von Stunde zu Stunde kritischer. 24 Hungernde wurden ins Krankenhaus verbracht, ihnen wird Flüssigkeit zugeführt. Mehr als 15.000 Menschen aus der Region versammeln sich jeden Tag in Idinthakarai bei den Hungernden. Ein massives Polizeiaufgebot ist vor Ort. Im Umkreis von 20 Kilometern sind die Straßen blockiert, die Läden sind geschlossen. Der öffentliche Busverkehr nach Idinthakarai wurde eingestellt, die SchülerInnen boykottieren den Schulunterricht.

Am 11.September beteiligten sich 10.000 Menschen an einem befristeten Hungerstreik, 127 von ihnen traten in den unbefristeten Hungerstreik. Die Protestierenden fordern den Stopp des Probebetriebs des AKW Kudankulam und die komplette Stilllegung der beiden erst vor kurzem fertiggestellten Atomreaktoren. Einer der Reaktoren soll im Dezember 2011 ans Netz gehen, der andere 2012. Gebaut wurde das AKW von der Firma Atomstroyexport. Diese erledigt das Auslandsgeschäft des russischen Atomkonzerns Rosatom.

Kudankulam liegt an der Südspitze Indiens im Bundesstaat Tami Nadu. In Kudankulam sollen nach einem Rahmenabkommen aus dem Jahre 2008 sechs Reaktoren gebaut werden.

Über den Widerstand in Kudankulam berichtet regelmäßig und ziemlich aktuell: People’s Movement Against Nuclear Energy.

Atomboom in Indien

Das Atomgeschäft in Indien boomt seit Indien - zunächst mit den USA und in der Folge mit weiteren Atommächten - Verträge abgeschlossen hat, die es Indien erlauben, am internationalen Atomhandel teilzunehmen, ohne dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten. Indien plant einen massiven Ausbau der Atomenergie von derzeit weniger als 5000 Megawatt auf 63.000 Megawatt im Jahre 2032. Die internationale Atomindustrie kann mit einem Geschäft von 270 Mrd. Dollar rechnen. In Bau oder Planung sind aktuell sieben große Atomanlagen. Kudankulam wäre das erste AKW Indiens, das nach Fukushima in Betrieb ginge.

Auch in Indien konnten die Menschen die Atomkastrophe in Japan am Bildschirm verfolgen. Dem Rosatom-Chef Kirijenko glaubt niemand mehr, wenn er versichert:

„Wenn man sich die Aufgabe stellt, nach den Unfällen im AKW Fukushima in Japan zu vermuten, was dem Projekt eines Atomkraftwerkes noch hinzuzufügen ist, damit es alle denkbaren Kombinationen – Erdbeben, Tsunamis, Verlust von Wasser, Strom und allem anderen - aushält, so bekommen wir das AKW Kudankulam.“ (zitiert nach Ria Novosti)

Jedes neue AKW in Indien ist das sicherste der Welt.

Widerstand gegen alle neuen AKWs

An allen neuen AKW-Standorten in Indien stößt die Atomindustrie auf massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung. Sie wehrt sich überall gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Die Medien ignorieren diese Bewegungen weitestgehend. Auch die Anti-AKW-Bewegung in der BRD nimmt sie bisher kaum zur Kenntnis. Daher hier eine kurze Zusammenstellung:

Chutka in Madhya Pradesh

In Chutka im Bundesstaat Madhya Pradesh sollen zwei indische Reaktoren mit je 700 MW Leistung gebaut werden. Die Menschen dort wollen jedoch nicht ein zweites Mal umgesiedelt werden, nachdem sie schon dem Bargi-Staudamm weichen mussten und zum Teil noch immer auf ihre Entschädigungen warten. Die Gemeinderäte der betroffenen Dörfer haben sich gegen das AKW-Projekt ausgesprochen. Vertretern der indischen Atomfirma NPCIL wird der Zugang zum geplanten Baugelände verwehrt.

Weitere Informationen bei India Today und bei DiaNuke.

Fatehabad in Haryana

In Fatehabad im Bundesstaat Haryana sollen vier indische Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 2.800 MW gebaut werden. Seit August 2010 protestieren Bauern der umliegenden Dörfer mit einem Sit-In (Dharna). Am 6.9.2011 starb dabei der 60-jährige Bauer Ishwar Singh Siwach. Erbitterte Bäuerinnen und Bauern blockierten danach die Straße.

Weitere Informationen bei Times of India und bei DiaNuke.

Mithi Virdi in Gujarat

In Mithi Virdi im Bundesstaat Gujarat will die US-Firma General Electric Hitachi eine Atomanlage mit 6000 MW bauen. Die BewohnerInnen der umliegenden Dörfer umzingelten das geplante Baugelände und verhinderte so die Entnahme von Bodenproben.

Weitere Informationen bei India Today und Bericht von von Javier Gárate "Nuclear Power in Jasapara and Mithi Virdi – No Thanks!"

Kovvada in Andhra Pradesh

In Kovvada im Bundesstaat Andhra Pradesh sollte schon 1988 ein AKW gebaut werden. Wegen des Widerstands wurde das Projekt damals eingestellt. Jetzt versuchen sie es wieder. General Electric möchte in Kovvada eine Atomanlage errichten, sechs Blöcke mit jeweils einer Leistung 1.500 MW. Nach Fukushima blockierten die EinwohnerInnen die Nationalstraße und forderten die Einstellung des Projektes.

Weitere Informationen bei The Hindu und bei DiaNuke.

Haripur in West-Bengalen

In Haripur im Bundesstaat West-Bengalen zeichnet sich ein erster Erfolg ab. Die neue Regierung des Bundesstaates lehnt den Bau des AKWs ab. Sie will überhaupt kein AKW in West-Bengalen. Angesichts der massiven Proteste vor Ort, forderte der russische Atomkonzern schon seit einem Jahr einen anderen Standort. Haripur könnte zum indischen Wyhl werden.

Weitere Informationen bei DiaNuke und das Video mit englischen Untertiteln auf Youtube

Jaitapur in Maharashtra

Der Widerstand in Jaitapur (Maharashtra) hat auch den Weg in die Medien hierzulande gefunden, nachdem am 18.April der Fischer und Atomgegner Tabrez S... von der Polizei erschossen worden war. Tabrez S musste sterben, damit der französische Konzern AREVA auch in Indien EPR-Reaktoren bauen und dann noch 25 Jahre lang Brennelement liefern kann.

Areva ist auch in Deutschland an mehreren Standorten vertreten. Niemand muss nach Indien reisen, um sich mit den Menschen dort zu solidarisieren.

Weitere Informationen bei NetzwerkIT und Jaitapur Speaks

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