Geißler feiert Erfolg der Schlichtung für Stuttgart 21
Das erklärte Ziel der Schlichtung war die Befriedung des Widerstandes und die Wiederherstellung des Vertrauens in die Politik. Ob dies gelungen ist, wird sich erst noch erweisen müssen. Der Stuttgarter Stadtrat Hannes Rockenbauch kündigte bereits weitere Demonstrationen an.
Heiner Geißler lehnte einen Volksentscheid in Baden-Württemberg genauso ab wie eine Bürgerbefragung in Stuttgart. Auch ein Baustopp komme nicht in Frage. Geißler sprach sich deutlich für Stuttgart 21 aus. Sein wichtigstes Argument dafür war, dass das Projekt bereits begonnen worden sei. Das Gegenkonzept der Kritiker stelle zwar eine "attraktive Alternative" dar, für diese gäbe es aber weder Baugenehmigungen noch Finanzierungszusagen.
Die S21-GegenerInnen hätten offensichtliche Schwachstellen des Projektes aufgezeigt. Geißler forderte daher eine Erweiterung des Projektes zu "S21 Plus". Da die Bahn während der Schlichtung die Leistungsfähigkeit ihres Konzeptes nicht belegen konnte, solle sie dies nun in einer Simulation nachholen. Wenn notwendig, solle der neue Tiefbahnhof zehn statt der bisher geplanten acht Gleise erhalten, Engpässe in der Streckenführung sollten beseitigt werden.
Die freiwerdenden Gleisflächen möchte Geißler der Spekulation entziehen und in eine Stiftung überführen. Damit solle preiswertes und ökologisches Wohnen möglich werden. Angesichts des fest geplanten neuen Einkaufszentrums mit 1.600 Parkplätzen mag das in Stuttgart kaum jemand glauben. Während der Pressekonferenz am Ende der Schlichtung, waren sie sogar im Rathaus wieder zu hören: die „Lügenpack“-Rufe, die Geißler doch nie wieder hören wollte.
Ob die Schlichtung wirklich erfolgreich war, wird sich erst noch zeigen. Am letzten Montag demonstrierten in Stuttgart 10.000 Menschen gegen S21. Auch unmittelbar nach der Verkündung des Schlichtungsergebnisses gingen wieder zahlreiche S21-GegnerInnen auf die Straße. Für den kommenden Samstag, 4.12.2010, ist eine „Demonstration zur Schlichtung“ angekündigt. Eine Woche später, am 11.12.2010, folgt eine Großdemonstration „für eine Demokratie der Bürger“. Die Montagsdemos gehen weiter. Der Schlichterspruch Geißlers könnte sich als relativ unbedeutende Episode am Rande erweisen. Die Menschen in Stuttgart durften sich informieren, über die Entwicklung ihrer Stadt entscheiden dürfen sie weiterhin nicht.