Der Nordflügel des Hauptbahnhofes Stuttgart ist weg
In der Nacht zum 17.September wurden die letzten Reste des Nordflügels des Hauptbahnhofes in Stuttgart abgerissen. Nach Mitternacht wurde der Bauzaun versetzt und die Abrissbagger bissen wieder zu. Die S21-Betreiber scheuten bisher vor Provokationen und Störaktionen nicht zurück. Montag abends wurden des öfteren die Bagger wieder in Gang gesetzt, während sich die S21-GegnerInnen zu ihrer wöchentlichen Montagsdemonstration versammelten. Die Vollendung des Zerstörungswerkes am Nordflügel wäre aber wohl doch zu riskant gewesen. Die Wut der BürgerInnen wächst. Noch sind nicht genügend ortsfremde Einsatzkräfte der Polizei verfügbar. Die Stuttgarter Nachrichten berichten, dass am Stuttgarter Hauptbahnhof ein Führungsstab aus Bayern das Kommando übernehmen soll. Die Bayern werden dann „das nötige Einsatzpersonal aus dem Bundesgebiet" ordern.
Die Landtagswahlen im März 2011 werfen ihre Schatten voraus. Die Grünen schwimmen auf der Protestwelle gegen Stuttgart 21 wie einst auf dem Widerstand gegen die Atomkraftwerke. Sie sorgen schon heute für die Zeit nach der Wahl vor, wenn sie keinen Ausstieg aus Stuttgart 21 versprechen. Wie wenig ihr „Atomausstieg" wert ist, sehen wir ja. Nach den Landtagswahlen werden die Grünen dann wohl auch viel von bestehenden Verträgen und Bundes- und Bahnzuständigkeiten sprechen. Die SPD betreibt Schadensbegrenzung und versteckt sich hinter der Forderung nach einem Volksentscheid. Sie weiß, dass die CDU diesen nicht zulassen wird.
In der CDU haben die Hardliner die Oberhand. Merkel hat sich klar für S21 positioniert und riskiert damit angeblich bewusst eine Niederlage bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Doch auch die CDU weiß, dass sie einen S21-Wahlkampf verlieren wird. Ihre Chance liegt in einem Law-and-Order-Wahlkampf. Darauf deuten alle Zeichen hin. Die Rambos von der CDU verweigern ein Moratorium und setzen ihr Zerstörungswerk konsequent fort: Der Südflügel und die Bäume im Mittleren Schlossgarten sind die nächsten Opfer. Gewalt wird herbeigeredet, Polizeiübergriffe nehmen zu. Die örtliche Polizei reicht für die Durchsetzung der staatlichen Gewaltstrategie gegen den friedlichen Protest nicht mehr aus.
Während die Bahn weiter den Bahnhof zerstört, haben Parkschützer Schutzgitter um die bedrohten Bäume im Schlossgarten aufgestellt. Die nächste große Protestveranstaltung gegen Stuttgart 21 ist für kommenden Samstag im Mittleren Schlossgarten angekündigt.