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Leck im indischen Atomkraftwerk Kudankulam

erstellt von Max Moritz zuletzt verändert: 19.03.2013 17:05
6.2.2013 Der sogenannte Hydro-Test im Block 1 des AKW musste abgebrochen werden, weil Ventile versagt haben. Die Inbetriebnahme des AKW verzögert sich weiter. Vor Ort kursieren Gerüchte über einen Unfall mit Todesopfern.

Aus dem Versagen beim Test im letzten Dezember machte die indische Atomaufsichtsbehörde im Januar eine positive Meldung: Die Zustimmung zu einer Neuauflage des Tests konnte erteilt werden. Inzwischen läuft dieser neue Test und das Wasser in den Kreisläufen soll auf bis zu 280 Grad erhitzt werden. Nach Abschluss des Tests soll der Reaktor hochgefahren werden.

Angeblich verlief ein vergleichbarer Test vor dem Laden der Brennelemente ohne Probleme, auch hätten die Ventile einzeln einwandfrei funktioniert. Warum der Testlauf im Dezember scheiterte, bleibt unerklärt. Zunächst hieß es von Betreiberseite, Abweichungen von vorgegebenen Werten seien eigentlich normal; die indischen Experten seien aber übergenau, da sie ein AKW mit 1000 MW Leistung noch nie in Betrieb genommen hätten. Nun wird behauptet. die sechsmonatige Unterbrechung der Inbetriebnahme könne die Probleme verursacht haben. Vom Oktober 2011 bis März 2012 waren die Arbeiten am AKW wegen des massiven Widerstandes der Bevölkerung eingestellt worden.

Wo belastbare Informationen fehlen, brodelt die Gerüchteküche. In Kudankulam wird erzählt, im AKW seien etwa 40 Arbeiter tödlich verletzt worden. Die Menschen in der Region sind beunruhigt. Die Volksbewegung gegen Atomkraft (PMANE) fordert Aufklärung und droht mit erneuter Belagerung des Atomkraftwerkes.

Pfusch beim AKW-Bau

In Kudankulam wurden zwei Rosatom-Reaktoren vom Typ VVER-1000 gebaut. Der erste sollte nach zahlreichen Verzögerungen im Januar 2013 ans Netz gehen.

Im Februar 2012 wurde Sergej Shutov wegen Korruption festgenommen. Er war bei der Rosatom-Firma Zio-Podolsk für Beschaffungen zuständig. Er soll minderwertiges Material eingekauft, aber das für AKWs vorgeschriebene hochwertige Material abgerechnet haben. Das minderwertige Material wurde seit 2007 in Rosatom-Reaktoren verbaut – in Bulgarien, im Iran, in China und eben auch in Indien. Unklar ist, ob die fehlerhaften Ventile in Kudankulam von Zio-Podolsk geliefert wurden.

Im Jahr 2009 wurde die Inbetriebnahme verschoben, weil man nach Fertigstellung des Sicherheitsbehälters bemerkte, dass mehrere Kilometer Verkabelung fehlten. Der Betonbehälter musste wieder aufgebrochen werden, um die Kabel nachträglich zu verlegen.

Der Reaktordruckbehälter wurde mit Schweißnähten in Kernnähe geliefert, obwohl ursprünglich Druckbehälter ohne Schweißnähte vorgesehen waren. Schweißnähte am Druckbehälter sind gerade beim VVER als Sicherheitsrisiko bekannt.

Die indischen Presse berichtete im letzten Herbst vom Einsatz angeblich bekannter deutscher Experten im Atomkraftwerk Kudankulam. Assoziationen an "deutsche Wertarbeit" sollten wohl geweckt werden. Verschwiegen wurde allerdings, von welcher Firma diese Experten kamen und was sie in Kudankulam zu tun hatten. Verschwiegen wird auch, welche IT-Systeme im Bereich Sicherheits- und Leittechnik in Kudankulam eingesetzt werden. Auch hier könnte sich deutsche Wertarbeit als Pfusch erweisen. Bei anderen AKWs gleicher Bauart (VVER-1000, AES-91 und AES-92) wird Teleperm von Siemens/Areva verwendet. Dieses hat schon in Neckarwestheim zu massiven Problemen geführt.

Die Bevölkerung in Kudankulam ist zu Recht beunruhigt. Wir sollten es auch sein.

Quellen:

http://tehelka.com/of-delays-corruption-and-half-truths/

http://www.dianuke.org/koodankulam-leaks-and-repairs/

http://www.dianuke.org/dangerous-reactor-pressure-vessel-rpv-fraud-at-koodankulam/

Was treiben deutsche Techniker in südindischem Rosatom-Atomkraftwerk ?

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(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 16.02.2013 14:47
Heute, am 16.2.2013, teilte das indische Atom-Ministerium mit, es habe im AKW Kudankulam keine Toten und auch keine Explosion gegeben. Von Verletzten wird nichts gesagt.