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Atomkraftwerke mit beschränkter Haftung kosten das Doppelte

erstellt von Max Moritz zuletzt verändert: 19.03.2013 16:58
Der russische Atomkonzern Rosatom verlangt den doppelten Preis für die Lieferung von zwei Atomreaktoren nach Indien, falls das indische Atomhaftungsgesetz von 2010 nun auch für russische AKWs gelten soll. Das indische Gesetz ermöglicht es, bei Atomkatastrophen den Lieferanten mit bis zu 300 Millionen Dollar in Regress zu nehmen, falls Mängel des gelieferten Reaktors die Katastrophe verursacht haben.

Der russische Präsident hätte bei seinem Indienbesuch gerne den Auftrag für die Lieferung von zwei weitere Reaktoren ins südindische Kudankulam mitgenommen. Dort stehen bereits zwei von Rosatom gelieferte Reaktoren. Der erste soll in den nächsten Tagen den Betrieb aufnehmen, der zweite im Laufe des Jahres 2013. Für diese beide Reaktoren gilt das Haftungsgesetz auch nach Ansicht der indischen Regierung nicht, da ihr Bau vor 2010 begonnen wurde. Die russische Seite argumentiert, das Haftungsgesetz gelte auch für die vier weiteren Reaktoren in Kudankulam nicht, deren Bau sei schließlich schon 2008 vereinbart worden.

Nach internationalen Standards haftet bei Katastrophen allein der Betreiber der Atomanlage. In Indien betreibt die staatliche Nuclear Power Corporation of India Limited (NPCIL) alle Atomkraftwerke.

Areva, Westinghouse und General Electric wollen genauso wenig für ihre AKWs haften wie Rosatom. Bei Staatsbesuchen fordern daher die französischen und amerikanischen PolitikerInnen schon gebetsmühlenartig, Indien solle sein Atomrecht endlich den internationalen Standards anpassen. Doch nach der Katastrophe in Bhopal hat die indische Regierung Probleme, die Wünsche des internationalen Atomkonzerne gegen die regional sehr starke Anti-AKW-Bewegung durchzusetzen.

Areva und NPCIL verhandeln schon länger als ein Jahr ohne greifbares Ergebnis über den Bau des weltweit größten Atomkraftwerks im westindischen Jaitapur. Bei Putins Indien-Besuch konnten zwar Milliardenkredite für den Bau von zwei weiteren Reaktoren in Kudankulam vereinbart werden, für den Bau der Reaktoren selbst konnte aber kein Auftrag unterzeichnet werden.

Es bleibt das Geheimnis von Rosatom, warum sich die Kosten eines AKWs um mehrere Milliarden Dollar erhöhen sollen, um ein Haftungsrisiko von 300 Millionen Dollar abzudecken. Anscheinend kennen die AKW-Hersteller und ihre Versicherer die Mängel und Risiken der gelieferten Reaktoren nur zu gut.

Auch wenn in den Medien ein anderer Eindruck erweckt wird, die Atomindustrie kommt derzeit auch in Indien nicht voran. Es war ihr nicht einmal vergönnt, bei Putins Besuch die Inbetriebnahme des ersten russischen Atomkraftwerkes in Indien zu feiern. Das ist nicht zuletzt dem massiven Widerstand der Menschen in Kudankulam zu danken. Der russische Botschafter in Indien Alexander Kadakin konnte es sich daher nicht verkneifen, die Anti-AKW-Bewegung einmal mehr als vom Ausland finanziert und gesteuert zu verleumden.

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(2) Kommentare

Anonymer Benutzer 28.12.2012 10:54
AKW's sind auch nur billig, weil der Steuerzahler haftet.
Die Entsorgungskosten und Endlagerung für 1000 Jahre ist noch gar nicht mit gerechnet.
Anonymer Benutzer 04.04.2013 15:53
so ist es!