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Zeitarbeitsfirma persona Service in Esslingen umgeht Arbeiternehmerrechte

erstellt von Pedro zuletzt verändert: 05.08.2011 22:08
Unter den Zeitarbeitsfirmen gibt es viele schwarze Schafe, die sich nicht einmal an die wenigen gesetzlichen Bestimmungen halten, die LeiharbeiternehmerInnen noch haben. Dazu gehört u.a. das die Leiharbeitsfirma das Risiko tragen muss, dass sie Beschäftigte mal nicht einsetzen kann. Die Firma persona Service GmbH&Co.KG in Esslingen hat einem jungen Leiharbeiter solche Tage einfach als "unentschuldigtes Fehlen" vom Lohn abgezogen. Vermutlich kein Einzelfall in der Branche, die zu Recht für ihre üblen Ausbeutungsbedingungen in Verruf geraten ist. Ungewöhnlich ist eher, dass der Betroffene sich wehrt, den Lohn eingeklagt und an die Öffentlichkeit geht.

Im nachfolgenden dokumentieren wir einen zusammenfassenden Bericht des Betroffenen und rufen alle LeserInnen im Raum Stuttgart auf, am 26. August 2011, um 10:30 zum Gütetermin bei Arbeitsgericht Stuttgart zu kommen.

Bericht eines jungen Leiharbeiters

Da ich als 18jähriger mit Realschul-Abschluss von der Arbeitsagentur Esslingen keinerlei Ausbildungs- oder regulären Arbeitsplatz angeboten bekam, begann ich Mitte Februar eine Beschäftigung bei „persona Service GmbH & Co.KG“ in Esslingen am Neckar, also einer Leiharbeits- bzw. Zeitarbeitsfirma als „ungelernte Arbeitskraft“. Mein Stunden-Entgelt betrug 7,75 € auf Basis einer 35 Stunden-Woche. Das bedeutet, dass ich monatlich maximal zwischen 1.085 und 1.193 € Brutto erreichen konnte.

Sklavenjob

Es ist allgemein bekannt, dass für LeiharbeiterInnen in allen Bereichen schlechtere Bedingungen als für reguläre Arbeitsverhältnisse üblich sind: z.B. Urlaubsgeld (maximal 150 €), keine bzw. niedrigere Spät- und Nachtzulagen, deutlich weniger Urlaub usw. Dazu in meinem Fall ständig wechselnde Einsätze in einem weiten Umkreis, häufig auch körperlich schwere und sehr belastende Arbeit. Alles in allem ein Sklavenjob.

Meine Tätigkeit war vielseitig. Das klingt gut, bedeutet jedoch praktisch gerade das Gegenteil. Ich wurde ständig auf wechselnden Stellen eingesetzt: mal zum Maschinen-Putzen in einem Maschinenbau-Betrieb, dann zur Akkordarbeit (ohne Akkordzuschlag) an einer Verpackungsmaschine bei einem Lebensmittelhersteller, dann wieder als Hilfskraft bei Umzügen, dann Spätschicht (ohne Spätschichtzuschlag) in einem Metallbetrieb usw. Jedesmal jedoch war ich immer nur wenige Tage bei demselben Entleiher eingesetzt, bis dann der nächste „Einsatz“ kam.

Häufig kam es vor, dass „persona service“ gar keinen Einsatz für mich hatte. Dann sagte man mir jedesmal, ich solle mich bereit halten, man würde sich bei mir melden, sobald man wieder einen Einsatz für mich hätte. Laut Arbeitsvertrag hätte mich „persona service“ dennoch bezahlen müssen, da ja nicht ich für die Ausfallzeit verantwortlich war.

„Unentschuldigtes Fehlen“

Telefonisch und persönlich war ich immer erreichbar und einsatzbereit. Mein Handy war rund um die Uhr eingeschaltet. Zusätzlich meldete ich mich immer wieder telefonisch im Büro von „persona service“ und fragte, ob es eine Arbeit für mich gäbe. An jeweils 5 Tagen im Februar und im März sowie an 8 Tagen im April sagte man mir jedoch, sie hätten gerade keine Arbeit, ich solle mich jedoch bereit halten.

Tatsächlich verbuchte „persona service“ diese Tage jedoch als „Unentschuldigtes Fehlen“. Ein weitgehend unbekanntes, aber bedeutendes Problem für LeiharbeiterInnen ist, dass immer gleichzeitig zwei „Arbeitgeber“ zuständig sind: Verleih- und Entleihbetrieb. Das bedeutet z.B., dass es schwierig ist, jemanden zu finden, der einem die Entgeltabrechnungen erklären kann. Allerdings habe ich auch nicht damit gerechnet, dass die Abrechnungen meiner Verleiher-Firma auf meine Kosten so falsch sein könnten.

Die Entgeltabrechnungen kamen immer erst zum Ende des nachfolgenden Monats. Die Februar-Abrechnung erhielt ich z.B. erst Ende März, die März-Abrechnung dann Ende April usw. Der Vormonat war deshalb in der Erinnerung kaum mehr present. Für mich waren die Abrechnungen außerdem ziemlich unverständlich. Mein Problem war jedoch, dass ich leider meinem Arbeit“geber“ bei den Zahlenkolonnen vertraute - was dieser schamlos ausnutzte.

Vermutlich behauptet „persona service“, ich hätte tatsächlich unentschuldigt gefehlt. Dann müsste „persona service“ jedoch diejenigen Betriebe und die Arbeitsplätze mit den exakten Tagen nennen können, bei denen ich angeblich „unentschuldigt“ nicht zur Arbeit erschienen sein soll! Für „persona service“ müsste dies ein Leichtes sein, denn jeder Personaleinsatz wird mit dem Entleiher schließlich exakt abgerechnet. Fehlzeiten müssten dann auch dokumentiert sein. Außerdem: Weshalb bekam ich nicht sofort beim ersten Mal „unentschuldigten Fehlens“ irgendwelche Konsequenzen zu spüren - noch nicht mal eine Abmahnung?!

Was geschieht denn üblicherweise mit einem Arbeit“nehmer“, der bereits in den ersten 3 Monaten seiner Beschäftigung dermaßen häufig „unentschuldigt“ fehlt!? Es gibt genügend Fälle, bei denen selbst entschuldigtes Fehlen während der Probezeit zur sofortigen Kündigung führt. Was dann erst bei „unentschuldigtem“ Fehlen?

Ich behaupte: LeiharbeiterInnen sind Beschäftigte zweiter Klasse. Bezahlung und Arbeitsbedingungen sind deutlich schlechter als in regulären Arbeitsverhältnissen. Die Not von Leiharbeitern wird besonders von den Personalagenturen schamlos ausgenutzt - selbst dann, wenn die Arbeitsverträge und die Bezahlung korrekt eingehalten werden. Was aber, wenn auf Kosten der Leiharbeiter getrickst und betrogen wird? Nicht nur ich empfinde dies persönlich als kriminell! Vorsätzlicher Betrug gilt normalerweise als Straftat. Allerdings gelten wohl unterschiedliche Maßstäbe dabei, wer wen betrügt. Betrügt z.B. ein abhängig Beschäftigter seinen Arbeit“geber“, drohen ihm schnell Gefängnis, mindestens aber saftige Geldstrafen, in jedem Fall aber die Kündigung - was durchaus den Verlust der Existenzgrundlage bedeuten kann.

Betrügt dagegen ein Arbeit“geber“ seine Leute, droht ihm allerhöchstens die Nachzahlung des eigentlich „korrekten“ Entgelts. Etwas Schlimmeres als vielleicht noch einen Imageverlust braucht insbesondere eine Leiharbeitsfirma ja wohl nicht zu fürchten.

Ich selbst habe, nachdem ich schließlich Ende Mai meine April-Abrechnung mit den dann angeblichen 8 Fehltagen erhielt, umgehend fristlos gekündigt. Denn obwohl ich dadurch kurzfristig ohne Beschäftigung und ohne Einkommen war, konnte ich unter diesen Bedingungen unmöglich weiterarbeiten.

Meinen vorenthaltenen Arbeitslohn habe ich nachträglich bei „persona service“ eingefordert - erfolglos. Also ging ich zum Arbeitsgericht. Dort wurde für mich ein „Gerichtliches Mahnschreiben“ aufgesetzt, wogegen „persona service“ jedoch Widerspruch einlegte. Also verfasste ich ein Klageschreiben.

Am 26. August 2011 um 10:30 ist „Gütetermin“ beim Arbeitsgericht Stuttgart.

Der Termin ist öffentlich. Ich hoffe, dass viele UnterstützerInnen kommen!

Ich weiß nicht, ob ich ein Einzelfall bin - für mich persönlich ist dies letztendlich egal. Was ich jedoch erreichen will, ist neben der Nachzahlung meines ausstehenden Lohnes, dass die Vorgehensweisen von Leiharbeitsfirmen wie „persona service“ öffentlich bekannt werden. Denn solchen Methoden, sich auf Kosten der Schwächsten am Arbeitsmarkt zusätzlich zu bereichern, sind das Letzte!

Mein persönlicher Fall bestätigt jedoch meine Meinung zutiefst: Leiharbeit gehört generell abgeschafft und verboten!

(2) Kommentare

Anonymer Benutzer 06.08.2011 07:48
ich kann dem nur zustimmen leiharbeit (moderner sklavenhandel) gehört in der form in der sie ausgewuchert ist unbedingt untersagt.
des weiteren würde ich mir bei der sachlage überlegen ob ich nicht doch strafanzeige stelle.
unabhängig davon wie der gütetermin ausgeht.
ich bin leider zu weit weg von stuttgart um dort zu erscheinen.
interessiert aber allerdings schon was dabei rauskommt.
ich denke mal ich werde es hier lesen können.
viel glück und erfolg
Anonymer Benutzer 30.08.2011 08:35

Ich finde es gut das Du an die Öffentlichkeit gehst, damit diesen Firmen mal auf den Zahn gefühlt wird. Man sollte dazu noch die entsprechende Presse einschalten, die dann noch eine größere Wirkung hat. Ich selbst habe auch genügend schlechte Erfahrung mit diesen Firmen. Als weiteres kommt noch hinzu, das wenn man sich bewirbt und einmal die Bewerbung wieder zurückzieht, in den wenigsten Fällen seine Bewerberunterlagen wieder zurückbekommt. Dahinter lässt sich illegaler Datenbetrug
vermuten. Ich habe es mal erlebt das sich eine Zeitarbeitsfirma nach sieben Jahren wieder meldet und mir einen Job angeboten hat. Ich war längst in einem großen Unternehmen angestellt. Ich sollte doch nochmal ein Update meiner Unterlagen durchführen, bzw. die wollten die Daten aktualisieren. Das heißt, sieben Jahre lang wurden meine Daten behalten und gespeichert. Das ist illegal. Auch habe ich mal mein eigenes Bewerbungsschreiben, was ich selbst verfasst habe ( logischerweise ohne Namen und Anschrift) zum download auf einer bekannten Jobseite wiederentdeckt. Ein Zufall? Nein hier wird im großen Stil Betrug mit Bewerberdaten betrieben. Ich hoffe das da bald mal etwas größeres auffliegt. Ich habe von einem Bekannten, der in dieser Branche mehrere Jahre tätig war efahren, das Adressen gehandelt werden. Mehr ist dem wohl nicht zuzufügen. Ich wünsche dir viel erfolg für deine Sache.