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Grenzüberschreitende Eisenbahnersolidarität

by Eisenbahner posted on 02.01.2012 21:45 last modified 02.01.2012 21:57

Der "Aktionsschuss 100% S-Bahn" hat auf den dringenden Aufruf der schweizerischen Kolleg/Innen in Bellizona reagiert und die grenzüberschreitende Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen die Vernichtung der Arbeitsplätze ausgedrückt.

Der Streik in der Officina - der Reparaturwerkstatt der SBB-Cargo im Tessiner Bellizona - hat im Frühjahr 2008 Streikgeschichte über die Schweiz hinaus geschrieben. Durch einen selbstorganisierten Kampf mit mehrwöchigem Streik und Betriebsbesetzung gelang es damals, die geplante Schließung der Werkstatt zu verhindern. Berichte finden sich auch auf Netzwerk IT.

Die Jahre sind seitdem ins Land geschritten und offenbar glaubte das Bahnmanagment in der Schweiz kurz vor Weihnachten, dass die Zeit jetzt reif ist, die alten Gruselpläne erneut aus der Schublade zu holen. Darauf haben die aktiven Arbeiter der Officina in ihrer Belegschaftsversammlung am 24.11.2011 mit einem offensiven Forderungskatalog sowie der Mobilisierung der Unterstüzer/Innen reagiert.

Der Aktionsausschuss 100% S-Bahn hat den Ruf gehört und am 23.12.2011 mit einer Solidaritätsbotschaft geantwortet. Neben der uneingeschränkten Solidarität wird darin betont, "dass wir uns als Beschäftigte in den jeweiligen Unternehmen verbünden und einen geschlossenen, sowie grenzüberschreitenden Widerstand leisten."

Eine italienische Übersetzung steht hier: Messaggio di solidarietà dagli operai della S-Bahn di Berlino

(2) Kommentare

Eisenbahner 12.01.2012 13:10
Angriff auf Bellinzona vorerst abgewehrt

Die folgende Info vom 11.1.2012 steht auf dem blog vom Aktionausschuss 100% S-Bahn:

Der Angriff auf die Officina Bellinzona ist offenbar erfolgreich abgewehrt worden. Bereits drei Wochen nach der Arbeiterversammlung und der Resolution habe SBB-Cargo den grösseren Teil der Aufträge zurückgegeben (Forderung 1 der Resolution). Ausserdem hat sich Gianni Frizzo unmittelbar vor Weihnachten kurzfristig mit dem SBB-Boss Andreas Meyer getroffen (Forderung 2 der Resolution), Näheres dazu ist noch nicht bekannt. Auch für die dritte Forderung (Auftragssuche ausserhalb der SBB) sei grünes Licht gegeben worden. Und was ganz besonders wichtig ist:
Die Verhandlungen werden auch 2012 direkt zwischen dem Streikkomitee als Belegschaftsvertreter und der SBB-Spitze geführt ("paritätischer Dialog") und nicht wie geplant (und wie vor dem Streik) zwischen den Tarifpartnern (SBB und Gewerkschaftsspitze). Kurzum, der Kampf hat sich wieder einmal gelohnt!
Eisenbahner 23.01.2012 20:37
Das Streikkomitee "Giù le mani" hat in einer Anwort an den Aktionsausschuss und alle solidarischen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland noch eine genauere Darstellung der Situation der Werkstätten in Bellinzona gegeben. Darin heißt es:

Wir danken Euch von Herzen für die Solidarität, die Ihr auf unsere Resolution vom 24.11.11 hin gezeigt habt. Die Entschlossenheit der Arbeiter der SBB-Werkstätten (Officine) von Bellinzona und Eure Solidarität haben erneut Früchte getragen.

Der Runde Tisch vom 16.12.11 hat ein Szenarium umrissen, worin der mutige Weg, den die Arbeiter der Officine bisher beschritten haben, fortgeführt und weiterentwickelt wird. Die entschlossene Haltung der Arbeiterversammlung hat sowohl die einmütige Unterstützung durch die regionale Politik (von den
Gemeindebehörden bis zu den Tessiner Abgeordneten in den Eidgenössischen Räten) als auch die Aufmerksamkeit des Mediators am Runden Tisch bewirkt.

Das hier sind die Resultate dieser Dynamik:
· Die SBB haben einen schönen Teil der Arbeitsvolumina, die SBB Cargo für 2012 den Officine wegnehmen wollte, wieder auffinden können. Unsere Zusammenarbeit mit der lokalen Leitung wird unter der Bedingung weitergehen, dass die verbleibenden Auftragsrückgänge mit einer Konkretisierung des
Entwicklungspotentials ausgeglichen werden und nicht mit einer Bedrohung der Beschäftigung in den Officine.
· Die SBB haben endlich die Absicht, das Organisationssystem der Officine unserer Realität anzupassen. Wir werden in der Praxis überprüfen, ob sich die lokale Leitung fähig und willens erweisen wird, gegenüber der SBB-Spitze die nötige unternehmerische Freiheit und Autonomie an den Tag zu legen und vor allem, ob sie imstande sein wird, in ihren Beziehungen zur Basis Bescheidenheit und gesunden Menschenverstand einzusetzen.
· In den ersten Monaten des Jahres 2012 wird zusammen mit den SBB und den Gewerkschaften, welche in die Auseinandersetzung von 2008 einbezogen waren, eine Dialogplattform definiert. Es ist bereits beschlossene Sache, dass diese Plattform auf dem paritätischen Dialog mit der Basis und auf dem
Grundsatz der Mediation aufgebaut sein wird. Das eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat F. Steinegger weiterhin das Vertrauen als Mediator ausgesprochen. Wir sind entschlossen, in diesen Verhandlungen nicht in das Gehege des Gesamtarbeitsvertrages (GAV)
mit seiner aktuellen Sozialpartnerschaft hineinzufallen.
· Die Ausschreibung für die Konkretisierung des "Kompetenzzentrums für eine nachhaltige Mobilität" ist am 23.12.11 veröffentlicht worden. Eine Machbarkeitsstudie wird Ende 2012 bereit stehen. Von dieser Perspektive wird der endgültige Wiederaufschwung der Officine, hin zur Innovation und zur Konsolidierung der aktuellen Kompetenzen, abhängen, als notwendige Bedingung zur konkreten Entwicklung der Beschäftigung in unserer ganzen Region.

2012 wird darum in verschiedener Hinsicht ein entscheidendes Jahr für die Officine werden. Vor uns haben wir einen Weg reich an günstigen Gelegenheiten, aber auch an Fallen. Wir wollen ihn, zusammen mit Euch allen, mit Würde und Entschlossenheit beschreiten. Jeder Schritt vorwärts in irgendeinem der Arbeiterkämpfe ist ein Sieg für alle ArbeiterInnen!

Nur Mut, Freunde!

Für das Streikkomitee "Giù le mani"