Grenzüberschreitende Eisenbahnersolidarität
Der "Aktionsschuss 100% S-Bahn" hat auf den dringenden Aufruf der schweizerischen Kolleg/Innen in Bellizona reagiert und die grenzüberschreitende Solidarität im gemeinsamen Kampf gegen die Vernichtung der Arbeitsplätze ausgedrückt.
Der Streik in der Officina - der Reparaturwerkstatt der SBB-Cargo im Tessiner Bellizona - hat im Frühjahr 2008 Streikgeschichte über die Schweiz hinaus geschrieben. Durch einen selbstorganisierten Kampf mit mehrwöchigem Streik und Betriebsbesetzung gelang es damals, die geplante Schließung der Werkstatt zu verhindern. Berichte finden sich auch auf Netzwerk IT.
Die Jahre sind seitdem ins Land geschritten und offenbar glaubte das Bahnmanagment in der Schweiz kurz vor Weihnachten, dass die Zeit jetzt reif ist, die alten Gruselpläne erneut aus der Schublade zu holen. Darauf haben die aktiven Arbeiter der Officina in ihrer Belegschaftsversammlung am 24.11.2011 mit einem offensiven Forderungskatalog sowie der Mobilisierung der Unterstüzer/Innen reagiert.
Der Aktionsausschuss 100% S-Bahn hat den Ruf gehört und am 23.12.2011 mit einer Solidaritätsbotschaft geantwortet. Neben der uneingeschränkten Solidarität wird darin betont, "dass wir uns als Beschäftigte in den jeweiligen Unternehmen verbünden und einen geschlossenen, sowie grenzüberschreitenden Widerstand leisten."
Eine italienische Übersetzung steht hier: Messaggio di solidarietà dagli operai della S-Bahn di Berlino
Die folgende Info vom 11.1.2012 steht auf dem blog vom Aktionausschuss 100% S-Bahn:
Der Angriff auf die Officina Bellinzona ist offenbar erfolgreich abgewehrt worden. Bereits drei Wochen nach der Arbeiterversammlung und der Resolution habe SBB-Cargo den grösseren Teil der Aufträge zurückgegeben (Forderung 1 der Resolution). Ausserdem hat sich Gianni Frizzo unmittelbar vor Weihnachten kurzfristig mit dem SBB-Boss Andreas Meyer getroffen (Forderung 2 der Resolution), Näheres dazu ist noch nicht bekannt. Auch für die dritte Forderung (Auftragssuche ausserhalb der SBB) sei grünes Licht gegeben worden. Und was ganz besonders wichtig ist:
Die Verhandlungen werden auch 2012 direkt zwischen dem Streikkomitee als Belegschaftsvertreter und der SBB-Spitze geführt ("paritätischer Dialog") und nicht wie geplant (und wie vor dem Streik) zwischen den Tarifpartnern (SBB und Gewerkschaftsspitze). Kurzum, der Kampf hat sich wieder einmal gelohnt!